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„Buchbinden ist Meditation“

Sprechstunde beim Museums-Buchbinder

Reinhard Hauswirth

■ 72, hat 40 Jahre lang als Buchbinder gearbeitet. Seit einem Jahr gibt er eine Buchbindersprechstunde im Museum der Arbeit.

taz: Herr Hauswirth, Sie geben jeden Montag eine Buchbindersprechstunde. Mit welchen Sorgen geht man zum Buchbinder?

Reinhard Hauswirth: Meist kommen ältere Leute mit zerschlissenen Familienstücken wie Bibeln, Gesangs- oder Kochbüchern. Diese repariere ich, wenn jemand selbst ein paar Fähigkeiten hat, auch mit ihm zusammen. Manche kommen mit privaten Schreibversuchen. Denen binde ich einen Musterband.

Nehmen Sie jeden Fall an?

Grundsätzlich ja, nur keine kommerziellen Aufträge.

Was war Ihre härteste Arbeit?

Eine armenische Bibel mit Ledereinband. Die war nach einer ganz speziellen Methode gebunden, einem so genannten „Franzband“, sehr schwierig. Aber wenn es dann gelingt, freut man sich. Buchbinden ist für mich eine Art Meditation. Hier im Museum ist es wunderbar ruhig.

Woher haben Sie Ihr Geschick?

Ich war immer Handwerker, kein Maschinenarbeiter für große Auflagen. Als fahrender Buchbinder war ich viel unterwegs. Ich habe in München, der Schweiz und in Italien gearbeitet. So habe ich viele Tricks gelernt.

Geben Sie Ihr Wissen weiter?

Ja, hier im Museum biete ich Crashkurse an, in denen jeder sein eigenes Blankobuch bindet.

Letzte Frage: Wie viel sind Ihnen Ihre Tricks wert?

Für ein abgegebenes Buch muss man mit 10 bis 20 Euro rechnen. Darin enthalten sind die Materialkosten und eine Portion Pommes Frites für mich.INTERVIEW: JOHANN LAUX

Jeden Montag, 16 bis 18 Uhr im Museum der Arbeit.

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