Gegen die Feinde von innen

betr.: „Die USA müssen unsere Anführer seiner“, Interview mit Ayaan Hirsi Ali, taz vom 1. 2. 07

Auch ich will in keiner Welt leben, „die von China, den arabischen Ländern oder Russland angeführt wird“. Aber ebenso wenig will ich von einem Land angeführt werden, das weltweit Menschen entführt und ohne Gerichtsverfahren und Kontakt zur Außenwelt jahrelang in einem Lager gefangen hält und foltert; das die undemokratischen Regime stürzt, die ihm nicht passen, die nützlichen aber unterstützt; das auf militärische Gewalt zur Konfliktlösung setzt und dafür tausende seiner jungen Bürger in den Tod schickt.

Auch ich gehöre zu den Menschen, „die die Freiheit lieben, die freie Individuen wollen“ – aber von denen, „die die Welt dominieren wollen, in dem sie die Religion dazu nutzen“, gibt es wahrlich auch in der US-Regierung mehr als genug.

Ich wohne in einer Stadt, die sich ihrer Toleranz und Weltoffenheit rühmt, in der aber dennoch über zwei Fünftel der Bevölkerung einer Religion angehören, in der Frauen und Homosexuelle nicht „über ihren Körper und ihre Sexualität frei bestimmen“ können. Und deren regionaler Religionsführer öffentlich Ansichten äußert, für die jeder Imam sofort des Landes verwiesen würde. Es ist nämlich nicht nur der Koran, sondern auch die Bibel, die „endlich als Buch zu akzeptieren ist, das von Menschen geschrieben wurde und nicht das Wort Gottes ist“.

Wenn Frau Hirsi Ali also unsere Werte und Freiheit verteidigen will, so sollte sie das vielleicht auch und zuerst gegen die Feinde von innen tun und nicht ein Feindbild Islam aufbauen, um einen Krieg der Kulturen heraufbeschwören zu können. OLIVER DÜTSCH, Köln