Lokalkoloratur

Was für eine Enttäuschung, welch Versagen. „Wie konnte das nur passieren“, stammelte der neue HSV-Vize Volker Lange, der Schatzmeister Jürgen Engel stützen mußte. Verzweiflung erfüllte den Großen Saal des Curio-Hauses, es wurde gejammert auf der Jahreshauptversammlung des HSV, geweint an diesem Montag aller Montage. Tränen überall, auch auf den roten Tischdecken. Der große Salatteller „DU CHEF“ (13,50 Mark) wollte trotz Cremedressing nicht schmecken. Schluchzen, sogar bei Männern, die sonst in der Westkurve drei halbe Holsten alkoholfrei behende wegmachen.

Nur einer behielt trotz des Debakels – nichts anderes sind die 100 Prozent Zustimmung minus einer Stimme – die Fassung: Uwe Seeler. „Laßt uns das gemeinsam anpacken“, sagte der frischgekürte 13. HSV-Präsident seit Erfindung der Massensuggestion zu den 954 stimmberechtigten Mitgliedern, „dann schaffen wir das auch.“ Tapfere Worte, große auch. Aufmunterung. Ja! Ein Mann, einer den der HSV braucht – für immer. Nur so kann es nach oben gehen, nur mit IHM, wenn der HSV, wenn „wir für die Zukunft gesattelt sein wollen“. Doch nicht hoch zu Roß will Uns Uwe regieren, „Volkstümlichkeit“ zählt. „ER denkt an uns“, wischten sich viele wieder trocken und blickten etwas frohgemuterer nach vorne. Ins Licht. Nach oben. Kein Problem, denn „keiner kennt das Geschäft Fußball so wie ich“. Wie ER, der Uwe. Ja! cleg