Mutter oder Tante

■ betr.: „,Stern‘ hat ein Beweispro blem mit dem Sudan“, taz vom 9/10. 12. 95

In Ihrem Bericht stellen Sie die Frage, ob die Stern-Reportage über die abgeschobenen Flüchtlinge eine Fälschung war.

Es war keine. Stern-Mitarbeiter Michael Stührenberg war am 15. September in Begleitung des Fotografen Pascale Maitre zum Haus von Mohammed Mustafa gefahren; dorthin waren sie von Ihab el-Tayeb, einem der aus Frankfurt abgeschobenen Asylbewerber geführt worden. Hier stellte sich den Reportern eine Frau als Mohammeds Mutter vor und sagte den Journalisten, Mustafa habe die Familie ruiniert. Die Angehörigen hätten Geld für ein Flugticket gesammelt, weil er in Moskau habe studieren wollen.

Am 16. September, einen Tag nach dem Treffen der Reporter mit der Mutter, war auch ein Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Khartoum an eben jenem Haus. Auch diesem Mitarbeiter hat sich eine Frau im Beisein von Familienangehörigen unwidersprochen als Fatima Abdulwahab Mohammed, Mutter des Asylbewerbers Mohamed Mustafa vorgestellt. Sie sei von ihrem Wohnort in Port Sudan zum Haus ihrer Schwester gefahren, um sich um ihren aus Deutschland ausgewiesenen Sohn zu kümmern.

Von einer „Fälschung“ kann deshalb keine Rede sein. Es gibt auch keinen Grund, sich von Stern- Mitarbeiter Stührenberg zu distanzieren, den wir seit langem als verläßlichen Kollegen kennen. Michael Seufert, Chefredaktion

„Stern“, Hamburg

Anm. d. Red.

Die Mutter war halt nicht die Mutter, sondern (vielleicht) die Tante. Der katholische Priester Stefan Hippler, der nur kurz im Sudan war, hat das sofort herausgefunden, der Stern-Mitarbeiter Stührenberg nicht. Deshalb durfte und darf Hippler, wie von der taz zitiert, behaupten, daß kein Journalist mit der Mutter des Flüchtlings M. geredet habe. Ihren Antrag auf Unterlassung dazu haben Sie vor Gericht zurückgezogen.