Straßenschlacht im Londoner Vorort Brixton

■ Nach Protesten wegen des Todes eines jungen Schwarzen in Polizeihaft

London (taz) – Stundenlang prügelten sich in der Nacht zu Donnerstag DemonstrantInnen und Polizei im Süd-Londoner Stadtteil Brixton. Zehn Menschen, darunter drei Polizisten, wurden verletzt, der Sachschaden geht in die Hunderttausende. Vorausgegangen war eine zunächst friedliche Demonstration vor dem örtlichen Polizeirevier, weil dort in der vergangenen Woche der 26jährige Wayne Douglas ums Leben gekommen war. Er war bereits der zweite Schwarze, der innerhalb eines halben Jahres in Polizeigewahrsam starb. „Es war wie 1981 und 1985“, sagte ein Demonstrant. Damals war es nach Protesten gegen die Diskriminierung des überwiegend von Schwarzen bewohnten Viertels zu schweren Krawallen gekommen.

Die Polizei hatte Douglas verhaftet, nachdem er in eine Wohnung eingebrochen und ein Brot gestohlen hatte. Er starb in der Zelle auf dem Polizeirevier. In The Voice, einer Zeitung für Schwarze, war in dieser Woche ein Interview mit einem Mann abgedruckt, der behauptete, gesehen zu haben, daß Douglas von der Polizei zusammengeschlagen worden war. Man habe die Schlagstöcke benutzt, so ein Polizeisprecher, weil Douglas bewaffnet war und sich der Verhaftung widersetzte. Die Autopsie ergab, daß Douglas unter einer Herzkrankheit litt. Seine Schwester Lisa Douglas, die die Demonstration mitorganisiert hatte, sagte gestern: „Die Polizei lernt einfach nicht aus dem, was sie uns in der Vergangenheit angetan hat. Wir wollten zeigen, daß wir wütend sind, aber wir wollten nicht, daß es außer Kontrolle gerät.“ Berichten zufolge begannen die Auseinandersetzungen, als berittene Polizei die Demonstration auflösen wollte. Daraufhin flogen Flaschen, Steine und Benzinbomben. Autos und Busse wurden als Barrikaden benutzt und angezündet, zahlreiche Geschäfte geplündert. Ralf Sotscheck