Autonomie-Abkommen in Mexiko

■ Die zapatistische Basis nimmt das Friedensdokument an

Mexiko-Stadt (taz) – Genau 775 Tage nach der zapatistischen Kriegserklärung an den mexikanischen Status quo ist in Chiapas das erste Friedensabkommen unterschriftsreif. Wie Zapatista-Comandante Tacho am Mittwoch der Öffentlichkeit mitteilte, hatten sich nach einer dreiwöchigen Konsultation 96 Prozent der zapatistischen Basis dafür ausgesprochen, den am 18. Januar vereinbarten „neuen Pakt zwischen Indios und mexikanischem Staat“ zu unterzeichnen.

Dieses „Mini-Abkommen“ sieht eine Reihe von Gesetzes- und Verfassungsreformen vor, in denen erstmals das Recht auf autonome Selbstverwaltung – allerdings nicht als territorialer Anspruch – anerkannt wird.

Gleichzeitig meldete die Zapatistenguerilla EZLN gewichtige Vorbehalte an: Offen sei nach wie vor die Forderung nach Rücknahme der umstrittenen Reform des Verfassungsartikels 27. Durch die Änderung war vor vier Jahren die Privatisierung kollektiver Böden ermöglicht worden. Die externen Berater der EZLN schätzen das Abkommen dennoch grundsätzlich als „Schritt voran“ ein. Allerdings, so der Historiker Andres Aubry gegenüber der taz, sei angesichts der „Balkanisierung“ der chiapanekischen Institutionen die Umsetzung ungewiß. Auch der Anthropologe Gilberto Lopez y Rivas ist verhalten optimistisch. „Zum ersten Mal hat die politische und administrative Autonomie der indianischen Völker einen herausragenden Platz in einem offiziellen Dokument.“ Nur seien Träger und Tragweite der Selbstverwaltung noch nicht ausreichend definiert. „Die Regierung will das auf ein Minimum beschränken“, meint Lopez y Rivas, „wir sind gerade erst am Anfang.“ Anne Huffschmid