piwik no script img

Katastrophale Zustände

■ Hungerstreik: Iraker protestieren gegen menschenverachtendes Saddam-Regime

Mit einem bis heute abend befristeten Hungerstreik protestieren Mitglieder der irakischen Menschenrechtsorganisation „OMRIK“ gegen das menschenverachtende Saddam-Regime im Irak. Die katholische St. Antonius-Gemeinde in Winterhude unterstützt die 48stündige Aktion und stellte ihren Gemeindesaal am Lattenkamp zur Verfügung.

„Folter, Verschleppung, willkürliche Inhaftierungen und Hinrichtungen sind im Irak an der Tagesordnung. Zur Zeit befinden sich 100.000 Regimegegner in Haft“, sagt OMRIK-Sprecher Dr. Al Ani. Mehr als vier der 18 Millionen Iraker hungern, seit 1991 seien 560.000 Kinder gestorben, die Sterblichkeitsrate der Neugeborenen stieg bei 1000 Geburten von 26 auf 93.

„Die Lage der Bevölkerung hat sich durch das internationale Embargo drastisch verschlechtert. Viele müssen ihr Hab und Gut für Nahrungsmittel verkaufen – an die 20.000 Leute zählende Saddam-Clique“, sagt Kadhim Habib. Der Professor der Wirtschaftswissenschaften floh schon 1989 vor der Diktatur des Baath-Regimes. Habib prophezeit den intellektuellen Exodus: 2,5 Millionen Einwohner hätten das Land bereits verlassen, darunter 80 Prozent Akademiker. Auch das Gesundheitswesen befindet sich in einem katastrophalen Zustand; lebenswichtige Medikamente fehlen, berichtet der ausgebildete Arzt Dr. Al Ani.

Die Forderungen der im September 1995 in Hamburg gegründeten Organisation: Aufhebung des Embargos, Durchsetzung der UN-Resolution zur Wahrung der Menschenrechte, Freilassung der politischen Gefangenen und demokratische Wahlen unter internationaler Kontrolle. Die St. Antonius-Gemeinde, zu der auch chaldäische Christen aus dem Irak gehören, steht den Hungerstreikenden solidarisch zur Seite. Pfarrer Johannes Pricker: „Es geht um Menschenrechte, da dürfen wir uns als Christen nicht verstecken.“ Volker Stahl

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen