Erben forden Kunstschätze zurück

NS-RAUBKUNST Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz verhandelt mit den Erben des Zeitungsverlegers Mosse über die Rückgabe von ägyptischen Kultobjekten

Zuletzt hatte sich die SPK für die Rückgabe von NS-Raubkunst ausgesprochen

Die Staatlichen Museen stehen wohl vor einer neuerlichen Restitutionsforderung von Erben früherer jüdischer Kunstsammler in Deutschland. Die in den USA lebenden Nachkommen des Berliner Zeitungsverlegers Rudolf Mosse (1843–1920) verlangen zwei durch die Nazis 1934 geraubte und dann zwangsversteigerte altägyptische Kunstobjekte aus dem Mosse-Besitz zurück. Die wertvolle Opferschale und ein Krug, bis 1933 im Eigentum von Mosses Schwiegersohn Hans Lachmann-Mosse, sollen seit den 1970er Jahren zu der Sammlung des Ägyptischen Museums, dem heutigen Neuen Museum, gehören. Anwälte der Erben haben jetzt den Anspruch auf die NS-Raubkunst in den Berliner Museen angemeldet.

Insgesamt fordern die Erben mehr als 400 „NS-verfolgungsbedingt entzogene“ Kunstwerke aus der Mosse-Sammlung zurück. Die Gemälde, Plastiken, Zeichnungen, Möbel, Schmuck und Teppiche sollen sich auf mehrere deutsche Museumsstandorte, darunter Köln, Darmstadt und Karlsruhe, verteilen. Die ägyptischen Objekte aus dem Berliner Ägyptischen Museum befanden sich auch auf der Internetseite der in Magdeburg ansässigen Koordinierungsstelle „Lost Art“, so die US-Kanzlei.

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) bestätigte gegenüber der taz, dass es derzeit Gespräche mit der Erbenfamilie gebe. Die Stiftung recherchiere schon seit längerer Zeit zur Sammlung von Mosse, sagte Sprecherin Stefanie Heinlein. Sie wollte sich aber zu weiteren Einzelheiten nicht äußern, da mit der Familie „Vertraulichkeit verabredet worden ist“. Wo sich die Objekte befinden und ob die Rückgabe erfolgen muss, ist damit nicht transparent.

In der Vergangenheit hatte sich die SPK deutlich für die Rückgabe von NS-Raubkunst ausgesprochen. Zuletzt hatte die Stiftung die Provenienz, also die Herkunft, der eigenen Gemälde in ihren Sammlungen der Moderne untersucht.

Soweit bekannt, wurden die über 2.000 Jahre alten Wasserschale und der Krug Anfang der 1970er Jahre von einem Arzt dem Ägyptischen Museum zum Kauf angeboten. Woher dieser die Objekte hatte und ob sie direkt aus dem Auktionshaus Lepke stammen, das 1934 die Zwangsversteigerung im Auftrag der Reichskulturkammer durchführte, ist bislang nicht geklärt. Lachmann-Mosse war 1933 vor den Nazis in die Schweiz geflohen. ROLA