Auf dem Pärchenmarkt

■ Bissig, biestig: Eric Schaeffers „Wenn Lucy springt“ zeigt unglückliche, unverheiratete Menschen in ihren Zwanzigern

Wer regelmäßig amerikanische Zeitschriften studiert, weiß, warum einem nur jenseits des Atlantiks so eine blöde Filmidee kommen kann wie diese. Lucy (Sarah Jessica Parker) und Joe (Eric Schaeffer) haben zu Beginn ihrer Studienzeit einen Pakt geschlossen. Wenn sie bis zu ihrem dreißigsten Geburtstag nicht den Partner fürs Leben gefunden haben, wollen sie sich gemeinsam von der Brooklyn- Brücke stürzen. Lucy und Joe haben vermutlich zu viele amerikanische Frauenmagazine gelesen, eine kleine Schwäche, die das Leben kosten kann: Die Dinger sind von Hochzeiten besessen und außerdem hochgradig virulent. Plötzlich ist es für Lucy und Joe also kurz vor Zwölf, wie man so schön sagt – dabei haben die beiden eigentlich gar keine Lust, sich umzubringen. Aber ein Wort ist nun einmal ein Wort.

„Wenn Lucy springt“, das Regiedebüt des Schauspielers und Drehbuchautors Eric Schaeffer, ist trotz des verkorksten Aufhängers eine hübsche, kleine Twenty-something-Komödie, die ungerechterweise an Harry und Sally gemessen wird. Dies hat sie nicht verdient, auch wenn mit jedem Atemzug zu spüren ist, daß Schaeffer ein großer Verehrer von Billy Crystal sein muß. Nun bin ich auch eine Verehrerin des kleinen, giftigen Männchens und muß zugeben, daß der kleine, giftige Schaeffer den Altmeister der passiven Aggression nicht unwürdig verehrt. Es regnet spitze kleine Dialoge wie diesen: „Lucy, darf ich Sie heute abend ausführen?“ „Ich bin doch kein Hund! – Wann?“ Dazu gibt es allerlei ulkige Zwergenmützen und Kittel an Schaeffer zu bestaunen.

Nicht unlustig anzuschauen ist, wie Lucy und Joe versuchen, sich kurz vor Ultimo auf dem Pärchenmarkt loszuwerden. Ben Stiller (demnächst in „Flirting with Desaster“ zu sehen), von dem man einfach nicht genug bekommen kann, macht als stotternder und rastabezopfter junger Wilder Lucy den Hof, indem er sie – „mirr kocht derr Blut“ – mit Farbe beschmoddert: „Manchmal fühle ich Dinge!“ Wie der Zufall es will, ist Lucy Therapeutin, und eine ziemlich schlagfertige dazu: „Was du fühlst, behandle ich!“ Das ist schon mal nicht schlecht. Derweil schwärmt Joe ein Supermodel (Elle Macpherson: sehr gesund) an, wird jedoch beim Joggen im Park bedauerlicherweise nicht von den großen muskulösen Sportskameraden gegrüßt, sondern bloß von den kleinen und fetten. Das sagt einiges über die Kluft zwischen Traum und Realität aus.

Vor fünfzig Jahren wäre dieser Film ein Kassenknüller geworden, wenn Katherine Hepburn und Cary Grant die Hauptrollen gespielt und die Verleiher das Werk „Rendezvous am Hudson“ genannt hätten. Bedauerlicherweise ist Sarah Jessica Parker nicht Katherine Hepburn, sondern eines dieser vielen, mehr oder weniger glücklosen Hollywood-Talente, die sich so durchschlagen. Wir hingegen vegetieren auf die Jahrtausendwende zu, vielleicht weil Screwball Comedies und große Abendroben nicht mehr so recht in Mode sind. Anke Westphal

„Wenn Lucy springt“. Regie: Eric Schaeffer. Mit Sarah Jessica Parker, Eric Schaeffer, Ben Stiller, Elle Macpherson u. a. USA 1996