„Wind der Macht“

Wolfgang Schömel liest aus seinem Polit-Roman

■ 58, ist Autor und Literaturreferent der Hamburger Kulturbehörde. 2011 erschien „Die große Verschwendung“.

taz: Herr Schömel, sind die Parallelen in Ihrem Roman zu Hamburg gewollt?

Wolfgang Schömel: Im Roman wird eine Maritim-Oper in Bremen geplant. Wenn sich jemand an die Elbphilharmonie erinnert fühlt, kann ich das nicht verbieten. Es dreht sich um einen Mann, der Politiker geworden ist, dem aber die nötige Charakterverdorbenheit fehlt.

Und der Größenwahn?

Ja, ich versuche zu zeigen, was ich so erfahren habe: Schon eine kleine Machtposition stellt eine unheimliche Droge dar, ein Charakter kann kaum stark genug sein, dem zu widerstehen.

Mal ausprobiert?

Ich bin eine viel zu kleine Nummer, aber der Wind der Macht hat auch mich angeweht. Es scheint eine der größten Drogen zu sein, die die Welt zu bieten hat. Sobald man in solchen Kreisen verkehrt, spürt man das ganz deutlich. Und die anderen Menschen werden kriecherisch.

Und Sie als Politiker?

Das würde wahnsinnigen Spaß machen. Auf der anderen Seite weiß ich nicht, wie man ohne Charakterdeformationen aus der Maschine raus kommen soll.

Charakterdeformationen?

Ja. Wie soll man da raus kommen, ohne ein zu Guttenberg oder Möllemann zu werden?

Gibt es ein Gegenmittel?

Unkonventionellen Charakteren eine Chance geben.Wer mit 15 in eine Partei eintritt und mit 32 Minister wird, hat keine Zeit einen Charakter auszubilden.

INTERVIEW: LEA BAUMEYER

20 Uhr, Lesung aus „Die große Verschwendung“ im Literaturhaus, Schwanenwik 38