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: Multikulti im Imbiß

25 Jahre McDonald's: ein schöner Geburtstag. Trotz italienischer und chinesischer Eßhäuser hat erst die amerikanische Kette der gutbürgerlichen Küche mit Jägerschnitzel an Dosengemüse Konkurrenz machen können. Kartoffeln an brauner Soße stehen eben nicht für Freiheit, Bildung & Umweltschutz. Wo sonst können orale und taktile Bedürfnisse befriedigt werden, ohne selbst zum öffentlichen Ärgernis zu werden?

Es geht ja um Genuß. Mal ehrlich, der stellt sich doch überhaupt erst ein mit Pommesstäbchen oder Vanillegetränk im Mund. Trotzdem: Dieses Dinieren ohne Scham ist noch allein kein Clou und kein Grund, in Lobeshymnen auszubrechen. Es sind die Lehren, die uns beschenken im Schnellrestaurant! Tukan heißt der Vogel mit dem gelben Schnabel. Kaum ein Unternehmen aus der Gastro-Branche tut soviel für Umwelt, Gesundheit und Fortpflanzung. Die Eishörnchen sind eßbar. Welche Innovation! Und nur garantiert BSE-freies Fleisch aus Argentinien in den geliebten Schlabberbrötchen.

Für Kinder gibt es die Juniortüte mit den Plastikfigürchen, auf die Volljährige schon seit Jahren neidisch sind. Dafür profitieren Erwachsene von dem coolen Gefühl, das das Einfahren in ein McDrive beschert. Dieses Gefühl, Star eines amerikanischen Roadmovie zu sein — wow!

Andererseits ermöglicht uns Ronald, politisch und moralisch in helle Entrüstung auszubrechen. Offiziell über den Megaimbiß zu schimpfen und heimlich dort zu naschen („Es gab ja weit und breit nichts anderes“) gehört zu den charmantesten Ritualen der Neuzeit. Und schließlich haben wir diesem Unternehmen eine Multikulturalisierung von nicht zu unterschätzender Bedeutung zu verdanken.

Denn hier kann man hin und wieder nicht nur Chinesisch essen, sondern sogar Chinesisch lernen. Die Wendung „Hao tsu“ zum Beispiel kann vielleicht eines Tages nützlich werden, denn selbst das kommunistische Reinheitsgebot hat nichts gegen den backölduftgetränkten Kapitalismus des Erlebnisrestaurants ausrichten können. Sabine Ayshe Peters