Zu alten Freunden

■ Der russische Exgeneral Lebed kam als inoffizieller Gast nach Bonn

Bonn (taz) – Keinesfalls sei er enttäuscht, daß er von der Bundesregierung nicht als offizieller Gast behandelt werde, meinte Alexander Lebed fröhlich, als er am späten Dienstag abend noch für ein paar Minuten beim Jubiläumsfest des Spiegel im Bonner Haus der Geschichte hereinschaute. „Ich bin einfach ein Bürger meines Landes. Ich bin zu alten Freunden zu Besuch gekommen“, erklärt der ehemalige russische Sicherheitschef der taz.

Zu vielen Freunden offenbar. Lebed jagt in Bonn von Termin zu Termin. Es gefalle ihm sehr gut in Deutschland, meint der Exgeneral. Hier sei Ordnung eingekehrt. „Ich möchte, daß dasselbe irgendwann in Rußland eintritt.“ Ist der Rücktritt von Rußlands Präsident Boris Jelzin dafür eine notwendige Voraussetzung? „Ich bin kein Mann von Hast. Ich kann warten. Ich bin sehr geduldig. Es müssen Spielregeln eingehalten werden.“ Spricht's und lacht herzlich. Unzufrieden zeigte er sich lediglich über die deutsch-russischen Beziehungen: „Die könnten und sollten viel herzlicher werden.“

Daß Lebed ein Mann der klaren Worte sein kann, hatte er schon vorher gezeigt, vor der Presse und Hunderten geladenen Gästen in der Stadthalle von Bad Godesberg. „Wir sind reich, in uns muß man investieren“, forderte er. Verschwommen waren seine Antworten aber immer dann, wenn es um heikle Fragen ging – etwa: ob er Demokrat sei. In Rußland gebe es keine Demokraten, da es die vergangenen Jahrzehnte keine Demokratie gegeben habe, sagte Lebed. Es sei noch viel Arbeit und dauere noch lange, ehe man die Höhe der westlichen Demokratie erreiche. Er wolle aber die Grundlage schaffen, daß sich sein Enkel eines Tages mit Stolz „Demokrat“ nennen könne.

Stellte sich da ein möglicher autokratischer Führer seines Landes vor? Wie war es zu verstehen, daß er die Demonstrationen in Serbien und Bulgarien so skeptisch beurteilte und dazu mahnte, ähnliches in Rußland zu verhindern, da es sonst zu einer „sozialen Explosion“ kommen könne? Was meinte er damit, daß er in Rußland als Präsident in spe eine „Diktatur des Gesetzes“ aufbauen wolle?

Immer wieder rutschte der General zudem ab in eine Kommiß- Sprache, die angst machen konnte: „Zuletzt lacht derjenige, der zuerst schießt“, gab er zum besten – wollte dies aber nicht als „Drohung“ verstanden wissen. Wenn er eine Gefahr sehe, sagte er, dann trete er ihr mit dem Schwert in der Hand entgegen, bis sie ihren Schwanz einziehe. Dankbar klatschten da viele, als er betonte, kein russischer Stiefel werde mehr über die Grenzen schreiten. Bettina Gaus/Philipp Gessler