Wunder mit Kehrseite

■ Die Industrie rückt Daten über Enzyme in Kompaktwaschmitteln raus

Berlin (taz) – Kompaktwaschmittel sind umweltfreundlich, heißt es, denn sie wirken schon bei niedrigen Temperaturen. Sie kommen mit weniger Tensiden aus und sparen auch noch Verpackungsmaterial. Das Wunder könnte eine Kehrseite haben. Für die Wirksamkeit der Kompaktwaschmittel sorgen vor allem fett- und eiweißlösende Enzyme, die dank Gentechnik massenweise hergestellt werden können.

Gestern freute sich Umweltministerin Angela Merkel über eine freiwillige Zusage der Waschmittel- und Enzymfabrikanten. Sie wollen Informationen über die Art der Enzyme, ihre Herstellung und ihre Eigenschaften zur Verfügung stellen. Die Bundesämter für Umwelt, für Verbraucher- und für Arbeitsschutz sollen damit die von den Enzymen „möglicherweise ausgehenden Risiken für die Menschen und die Umwelt besser beurteilen können“. Um welche Risiken es sich handelt, teilte das Umweltministerium nicht mit.

Studien darüber sind rar, doch das Freiburger Ökoinstitut ist einigen der Fragen nachgegangen: Enzyme, erklärt Beatrix Tappeser, rufen oft allergische Reaktionen hervor. Da sie meist aus der Wäsche nicht völlig ausgespült werden, können sie weitere Hautprobleme verursachen, zum Beispiel, indem sie Fett aus der Haut lösen. Man müsse auch davon ausgehen, daß Enzyme, die einen heißen Waschgang in der Maschine aushalten, noch im Abwasser einige Zeit Wirkung entfalten. Und schließlich sei die gentechnische Herstellung möglicherweise nicht harmlos, denn die veränderten Bakterien und Pilze könnten in die Umwelt gelangen.

Der chemiepolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Jürgen Rochlitz, forderte eine Kennzeichnung auf der Verpackung, wenn Enzyme aus den Genlabors verwendet werden. Nicola Liebert