Nase voll von Inkatha

■ Walter Felgate, rechte Hand von Inkatha-Chef Buthelezi, geht zum ANC

Johannesburg (taz) – Einer der engsten Berater von Inkatha-Chef Mangosuthu Buthelezi hat die Seiten gewechselt. Vollkommen überraschend erklärte Walter Felgate, langjährige rechte Hand des heutigen Innenministers, gestern, er habe die Inkatha Freedom Party (IFP) verlassen und sei in den Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) von Präsident Nelson Mandela eingetreten. Felgate war eines der wenigen weißen Mitglieder der traditionellen Zulu-Partei und in den vergangenen Jahren an allen wichtigen Entscheidungen Inkathas beteiligt. In den Verhandlungen über Südafrikas Übergang zur Demokratie hatte er ebenfalls eine wichtige Rolle gespielt. Als Begründung gab Felgate gestern an, er wolle nicht mehr länger nur Politik betreiben, die auf Konfrontation ziele. Den Ausschlag habe gegeben, daß sich die Inkatha-Freiheitspartei in der vergangenen Woche aus Friedensverhandlungen mit dem ANC für die Krisenprovinz Kwa Zulu/Natal zurückgezogen habe.

Felgate erklärte außerdem, die Aussagen von einigen Inkatha- Mitgliedern vor der Wahrheitskommission seien untragbar. In den Anhörungen wurden Buthelezi sowie weitere hohe Parteimitglieder erneut belastet, von der Ausbildung von Inkatha-Todesschwadronen durch die Armee gewußt zu haben.

All das war für Felgate ein Zeichen, daß die IFP nicht reformierbar ist. „Ich bin seit Jahren innerhalb der IFP dafür eingetreten, daß sie einen Wandel und demokratische Reformen braucht. Aber bis heute hat sie nicht einmal eine demokratisch gewählte Parteiführung“, rechnete er mit Buthelezi ab.

Für die ohnehin angeschlagene Partei Buthelezis ist der Übertritt eine schwere Schlappe, zudem Felgate Insider-Wissen mitnimmt, das für den ANC von unschätzbarem Wert ist. Zwar sitzen beide Parteien in einer Koalitionsregierung, die Beziehungen haben sich jedoch in den letzten Monaten erneut verschlechtert. Kordula Doerfler