Selbstschuß-Kanone bei der Bundeswehr

■ Seit 1990 wurden bei Unfällen mit Panzerwaffe drei Soldaten getötet und 23 verletzt

Berlin (taz) – Zwei Bundeswehrsoldaten starben am 23. Mai in Bosnien, nachdem sich Schüsse aus einer Panzerkanone lösten. Es war nicht der erste tödliche Unfall mit diesem Waffentyp. In Fachkreisen galt die Kanone Rh 202 seit langem als „störanfällig“. Das berichtete gestern abend das ARD-Magazin „Monitor“. Ihm liegt ein interner Untersuchungsbericht des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung vor: Demnach sind seit 1990 bei insgesamt 29 Unfällen mit der Panzerkanone drei Soldaten getötet und 23 zum Teil schwer verletzt worden. Immer wieder sollen sich aus der Maschinenkanone Rh 202 unbeabsichtigt Schüsse gelöst haben. So habe sich knapp einen Monat nach dem tödlichen Unfall in Bosnien am selben Ort wieder unbeabsichtigt ein Schuß gelöst. Beinahe zu einer Katastrophe sei es gekommen, als sich während eines Hubschraubertransports zweier Panzer ein Schuß löste. Der Hubschrauber mußte notlanden.

Das Verteidigungsministerium bestätigt die Unfälle. 26 seien aber auf menschliches Versagen und Verstöße gegen Sicherheitsbestimmungen zurückzuführen. Nur bei einem läge ein Waffenfehler vor. „Das Waffensystem Rh 202 ist ein ausgereiftes und erprobtes Waffensystem“, erklärt das Ministerium. Rh 202 ist in mehr als 2.600 Panzern der Bundeswehr eingesetzt. nl