Die verkaufte Braut

■ Eben noch fürs ZDF verliebt, nun (gar nicht) lustig für RTL: "Nikola", 21.15 Uhr

Was soll man davon halten, wenn eine internationale katholische Vereinigung eine Comedy für ihre „Darstellung menschlicher Werte“ ehrt? „Nikola“ bekam in Montreux eine Goldene Rose. „Ich denke“, meint Hauptdarstellerin Mariele Millowitsch, „die Auszeichnung hat damit zu tun, daß in unserer Comedy keine Witze auf Kosten anderer gemacht werden“. Auf wessen Kosten denn dann?

Egal. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: „Nikola“ hätte uns vielleicht gar nicht interessiert, wäre die Krankenschwester Nikola nicht erst letztes Jahr die Hotelfachkraft Marie aus Hitzacker gewesen und ihr Chefarzt Dr. Schmidt (Walter Sittler) jener schlaksige Hamburger Hotelmanager Ronaldo, in den sich Mariele Millowitsch im Auftrag des ZDF Herz über Kopf verliebte. Sie verstehen?

Der medialen Ironiefähigkeit der RTL-Drehbuchschreiber ist es zu verdanken, daß die Millowitsch nun als frisch Geschiedene (!) die Bühne betritt. Da hört die Leichtigkeit aber auch schon auf. „Damit wir uns gleich richtig verstehen, Schwester Nikola“, blafft ein mühsam zum Arroganten gewandelter Sittler seine neue alte Partnerin gleich an, „Regel Nummer eins: Ich gebe hier die Anordnungen, Regel Nummer zwei: den Kaffee immer schwarz und ohne Zucker.“ – „Klingt, Herr Doktor Schmidt, als hätten Sie den Eid des Hippokrates auf einer Kaffeeplantage geleistet“, kontert die Schwester planmäßig keck. „Und Sie haben Regel Nummer drei vergessen. Ich bin hier die Stationsschwester – und keine Kellnerin.“

In „Girlfriends“, der langsam- sittlichen ZDF-Emanzipationsserie, wäre das ein hübscher Dialog gewesen. In einer schnellen Comedy wirkt er wie aufgesagt. Das Traumpaar gibt sich zwar alle Mühe, die weichgezeichneten Romantizismen ihres öffentlich- rechtlichen 96er-Erfolgs vergessen zu machen, aber da um die beiden herum diverse Komikertalente gehörig Gas geben, wirken die Millowitsch (so sagt man doch in dieser Branche, oder?) und der Sittler wie im falschen Film.

Wollen mal gespannt sein, wohin sich die beiden als nächstes verkaufen lassen. Ein „Tatort“ vielleicht, er der Bauunternehmer, sie seine tote, vorlaute Zeichnerin? Auf die Frage, warum sie wieder zusammen vor der Kamera stehen, antwortet Sittler entwaffnend ehrlich: „... weil wir zusammen erfolgreich sind.“

Hoffen wir einfach mal, daß das auch so bleibt.

Klaudia Brunst