■ Fußball: Der DFB darf Europapokalspiele nicht mehr vermarkten
: Der Ball rollt bis zum Jüngsten Tag

Heute abend wird noch Fußball gespielt. Morgen, am Sonntag, Montag, Dienstag und Mittwoch auch. Danach müssen die ersten Klubs den Laden dichtmachen. Um die Weihnachtszeit sind nur noch Bayern München und Borussia Dortmund übrig. Das alles, weil der Bundesgerichtshof gestern in Karlsruhe dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) untersagt hat, die Fernsehrechte für Heimspiele im Europapokal der Pokalsieger und Uefa-Pokal zentral zu vermarkten.

Der Verband hatte die Rechte einst in bewährter Manier per „Satzungsbeschluß“ an sich genommen. Mit dem hehren Vorsatz, durch Verteilung der jährlich 60 Millionen Mark auch an Klubs, die nicht mitspielen, „den Wettbewerb zu stärken“ (DFB-Vize Mayer-Vorfelder). Juristisch war der Nachweis einer Rechte-Mitinhaberschaft natürlich nicht ernsthaft zu führen. Die Argumentation des DFB lautete daher: Fußball ist eine spezielle Branche, in der es für alle am besten ist, wenn sie sich ihre eigenen Gesetze vom Verband machen läßt, der das Gute aller im Auge hat.

Nun wird wieder geheult, böse, ahnungslose Menschen hätten ohne Not ein „gut funktionierendes Solidarsystem zerschlagen“ (Bremens Manager Willi Lemke u.a.). Sie haben aber auch ein Monopol zerschlagen, da das „wettbewerbswidrige Kartell“ (BGH) DFB die Rechte im Paket abwechselnd an zwei bewährte Agenturen verkaufte – das ist der Branche aber schnurz.

Was die Bundesliga-Fernsehrechte betrifft, für die der Verband 255 Millionen Mark pro Jahr unter die Klubs verteilt, dürfte eine Rechte-Mitinhaberschaft des DFB schwerer auszuhebeln sein. Die Bundesliga hat aber inzwischen einen Gesamtumsatz von etwa einer Milliarde Mark. Einige Vereine sind auf dem Weg zur Börse. Da ist es womöglich einfach angebracht, sich mit den Gesetzen der Wirtschaft auseinanderzusetzen, selbst wenn die Branche nicht einzig nach dem Prinzip der Verdrängung funktioniert – sondern auch im Miteinander. Wenn die Bundesliga tatsächlich die „Geschäftsgrundlage“ (Uli Hoeneß) auch besser gestellter Klubs bleiben wird, dann hindert diese niemand, aus künftig selbst ermakelten europäischen Fernseherlösen etwas zur Erhaltung der Konkurrenz abzugeben. Das könnten sie mit dem DFB regeln – oder mittelfristig auch ohne ihn.

„Ich glaube“, sagte jedenfalls nach Bekanntwerden des Urteils gewohnt unaufgeregt Franz Beckenbauer, „daß alles so weitergehen wird wie bisher.“ Nun ist der zugegebenermaßen Bayern-Präsident. Andererseits: Jener Tag, an dem nicht mehr Fußball gespielt wird – ist der Jüngste. Das steht geschrieben. Da ist dann aber ohnehin alles zu spät. Peter Unfried