Schießereien und Gespräche

Vor einem neuen Schlichtungsversuch zwischen Hamas und Fatah versuchen beide Seiten, mit Gewalt ihre Macht in Palästina zu festigen – mindestens 30 Tote in Gaza

JERUSALEM taz ■ Zwischen Verzweiflung und wenig Hoffnung schweben die Leute in Gaza 48 Stunden vor Beginn des Gipfeltreffens in Mekka. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen werden ab morgen Palästinenserpräsident Mahmud Abbas (Fatah) und sein politischer Gegenpart, Chaled Meschal, Chef des Hamas-Politbüros, versuchen, die blutigen Auseinandersetzungen zwischen ihren Bewegungen beizulegen. Trotz erneuter Waffenruhe starben allein am Wochenende fast 30 Menschen im Gaza-Streifen, darunter zwei Mitglieder der Präsidentengarde.

Die Initiative des saudi-arabischen Königs Abdallah, das „Pulverfass Nahost“, wie er selbst sagte, vor der Explosion zu bewahren, birgt wenig Chancen auf Erfolg. Seit Wochen vermittelt der ägyptische Geheimdienst zwischen den Fraktionen ohne Ergebnis. Auch der Versuch Katars, eine innerpalästinensische Annäherung voranzutreiben, scheiterte an der Starrheit der Hamas, die sich trotz der wirtschaftlichen Misere ihres Volkes weigert, den internationalen Bedingungen eines Gewaltverzichts und der Anerkennung Israels nachzukommen. Die islamischen Extremisten werden sich auch von Saudi-Arabien ihre Politik nicht diktieren lassen. Je weiter ein Kompromiss über die nationale Einheitsregierung in die Ferne rückt, desto schärfer versuchen die Militanten beider Seiten, ihre Macht per Gewalt zu festigen.

Solange die innerpalästinensischen Konflikte nicht beigelegt sind, wird es, so meint der ägyptische Präsident Husni Mubarak, wiederum kaum möglich sein, den palästinensisch-israelischen Friedensprozess voranzutreiben und zuallererst die Affäre Gilad Schalit beizulegen. Ägypten vermittelt zwischen Israel und der Hamas, um einen Tausch des im vergangenen Juni entführten israelischen Soldaten gegen palästinensische Häftlinge zu ermöglichen.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen Kairo und Jerusalem sind allerdings wieder angespannter, nachdem der ägyptische Oberstaatsanwalt Klage gegen drei Israelis (in Abwesenheit) wegen angeblicher Spionage erhoben hat. Die drei in Kanada und der Türkei residierenden Verdächtigen sollen den ägyptischen Studenten Mohammed al-Attar rekrutiert haben. Attar war bereits Anfang Januar verhaftet worden. Im israelischen Außenministerium wird bestritten, Spionage im Nachbarland zu betreiben. Man wolle nun zunächst prüfen, ob zwischen Kanada, der Türkei und Ägypten Auslieferungsvereinbarungen bestehen.

SUSANNE KNAUL