Damaskus hat Bedingungen

Eine Kehrtwende der USA würde die Radikalen in Syrien und Iran bestätigen, Leidtragender wäre Israel

Mit einem totalen Kurswechsel der USA „wären alle Problemezu lösen“, heißt es in Teheran

BERLIN taz ■ Teheran hat den Vorschlag begrüßt, Iran und Syrien zur Lösung der Probleme im Irak miteinzubeziehen. Regierungssprecher Gholamhossein Elham erklärte gestern vor der Presse, seine Regierung hoffe, dass die USA und Großbritannien ihren bisherigen aggressiven Kurs im Nahen Osten aufgeben und „die Region endlich in Ruhe lassen“ würden. „Wenn die USA tatsächlich diese Wende um 180 Grad in ihrer Politik vornehmen würden, wären alle Probleme zu lösen.“

Zustimmung zu direkten Gesprächen mit Washington kam auch aus Syrien. Der syrische Botschafter in den USA, Emad Mustafa, sagte, sein Land sei bereit, zur Stabilisierung der Lage im Irak eine aktive Rolle einzunehmen. Die syrische Regierung habe zu allen Fraktionen im Irak gute Beziehungen und werde sich für Verständigung und gemeinsame Wege zwischen diesen Gruppen einsetzen. Der erste Schritt zu Verhandlungen mit den USA sei allerdings, dass Washington das Scheitern der bisherigen US-Strategie eingesteht und sich zu einem grundsätzlichen Kurswechsel bereit erklärt.

Die sich abzeichnende Wende in der amerikanischen Irak-Politik hätte, sollte sie tatsächlich erfolgen, weitreichende Folgen. Washington würde damit nicht nur die gravierenden Fehler seiner Nahost-Strategie eingestehen, sondern auch zugeben, dass die Probleme der Region ohne Unterstützung der beiden bislang als „Schurkenstaaten“ bezeichneten Länder Syrien und Iran nicht gelöst werden können, was eine enorme Aufwertung für Damaskus und noch mehr für Teheran bedeuten würde. Für die Radikalislamisten im Iran wird die Wende eine Bestätigung für ihre kompromisslose Politik, auch im Streit um das Atomprogramm, sein.

Der eigentliche Leidtragende bei einem möglichen Kurswechsel Washingtons wäre Israel. Es ist anzunehmen, dass Israels Ministerpräsident Olmert, der sich zurzeit in Washington aufhält, alles daran setzen wird, um den neuen Kurs zu verhindern. Israels Vizeverteidigungsminister Efraim Sneh hat vergangenen Freitag sogar einen Präventivschlag gegen iranische Atomanlagen nicht ausgeschlossen. Dies sei eine „letzte Möglichkeit“, sagte er der Jerusalem Post. BAHMAN NIRUMAND