Schröder ausgebremst

■ SPD will ihren Kanzlerkandidaten erst am 16. März benennen. Streit Rau–Schröder?

Berlin (taz) – Die SPD will erst zwei Wochen nach der Wahl in Niedersachsen darüber entscheiden, wer als Kanzlerkandidat gegen Helmut Kohl antritt. Die stellvertretende Sprecherin Mechthild Reith erklärte gestern, der Vorstand der Partei werde auf seiner Sitzung am 16. März einen Personalvorschlag erarbeiten, der dem Parteitag im April unterbreitet werden soll. Der Parteitag soll jedoch nicht mehr über den Kandidaten abstimmen, dieser werde per Akklamation gekürt. Zuvor wird sich das Präsidium auf seiner Sitzung am 2. März mit der Kandidatenfrage befassen. Es werde jedoch aller Voraussicht nach keinen Entschluß fällen. In den darauffolgenden Wochen, so Reith, gebe es innerhalb der Parteiführung noch Abstimmungsbedarf.

Bislang war davon ausgegangen worden, daß der Kanzlerkandidat der SPD in der Woche nach der Niedersachsen-Wahl benannt wird. Gerhard Schröder hatte frühzeitig erklärt, daß er als Kandidat nicht zur Verfügung stehe, sollte die SPD am 1. März mehr als zwei Prozent verlieren. Auch wolle er keine andere Funktion in Bonn übernehmen.

Einem Bericht der Woche zufolge soll es um diese Frage zu einem Streit zwischen Schröder und dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau gekommen sein. An dem Gespräch sollen außerdem noch Parteichef Oskar Lafontaine, Fraktionschef Rudolf Scharping und Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering teilgenommen haben. Die Schröder nahestehende Woche zitiert Rau mit den Worten in Richtung Schröder: „Selbst wenn du jetzt gewinnst, ist die Kandidatenfrage nicht entschieden.“ Rau soll Schröder am liebsten als Kandidaten eines Superministeriums für Wirtschaft- und Finanzen gesehen haben. Sowohl Rau als auch Müntefering haben einen solchen Gesprächsverlauf dementiert. Das habe die Woche „frei erfunden“. Die Parteisprecherin bestätigte das Zusammentreffen, zwischen Rau und Schröder gebe es jedoch keinerlei Spannungen. dr