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Kündigung wegen Holocaust-Leugnung

■ Der französische Historiker Gabor Rittersporn setzt sich gegen den Vorwurf zur Wehr, die Existenz von Gaskammern bestritten zu haben

Das Centre Marc Bloch will sich von seinem Mitarbeiter Gabor Rittersporn trennen, weil er den Holocaust geleugnet haben soll. Der Direktor des französischen Zentrums für Sozialwissenschaften in Berlin, Etienne François, teilte mit, er habe das französische Außenministerium gebeten, „die notwendigen Konsequenzen zu ziehen“. Die Berliner Zeitung hatte Rittersporn mit den Worten zitiert, die Existenz der Gaskammern sei „bis heute nicht bewiesen“. François erklärte dazu, das sei „eine ungeheuerliche, absurde und im übrigen auch strafbare Aussage, die wir schärfstens verurteilen“.

Rittersporn selbst wies die Vorwürfe gestern zurück. Sie beruhten auf „Unwahrheiten und Unterstellungen“, die darauf abzielten, seine „bürgerliche und wissenschaftliche Existenz zu zerstören“. Er sei zwar 1980 einer der Schirmherren des Bandes „Historische Wahrheit oder politische Wahrheit?“ gewesen, einer Verteidigung des Holocaust-Leugners Robert Faurisson. Damit habe er sich aber nur für eine wissenschaftliche statt einer juristischen Auseinandersetzung einsetzen wollen. Heute bedaure er aber, daß er Faurisson damit „zu einem größeren Publikum verholfen“ habe. „Ich verurteile die Thesen und die Tätigkeit der ,Negationisten‘ und der Revisionisten“, erklärte Rittersporn.

Am Centre Marc Bloch fragt man sich, warum Rittersporn sich erst gestern zu dieser Klarstellung entschloß. Zuvor hatte Rittersporn, der selbst Jude ist und zwei Familienmitglieder in Auschwitz verloren hat, noch ausweichend gesagt, daß „es auch nichts an unserem Urteil über die nationalsozialistische Vernichtungspolitik ändern würde, wenn die Gaskammern nicht existiert hätten“. Gestern erklärte er, „zu einem ,Widerruf‘ der Leugnung des Holocaust“ habe er bisher keinen Grund gesehen, „da ich ihn nie geleugnet habe“. Er fügte jedoch hinzu, inzwischen gebe es „neue Forschungen, die die Existenz der Gaskammern mit bisher unbekannten Dokumenten beweisen“.

An der Entscheidung des Centre Marc Bloch wird Rittersporns Erklärung wohl nichts mehr ändern. Dort ist man der Meinung, ein Wissenschaftler in einer solch exponierten Position dürfe derartige Mißverständnisse gar nicht erst aufkommen lassen. Der Forscher wird wohl an das Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) in Paris zurückkehren müssen. Die Außenstelle der französischen Botschaft war gestern zu keiner Stellungnahme bereit.

Der 52jährige Rittersporn arbeitet erst seit dem 1. Januar 1998 am Centre Marc Bloch, das nach dem französischen Historiker benannt ist, der 1944 von der Gestapo als Widerstandskämpfer erschossen wurde. Nach Angaben von Centre-Direktor François habe man bei der Einstellung zwar gewußt, „daß sich Dr. Rittersporn vor fast zwanzig Jahren eine Zeitlang in einem Kreis bewegt hat, der von ,linken‘ Positionen her revisionistische bzw. negationistische Thesen entwickelte“. Alle am Einstellungsverfahren Beteiligten hätten aber den Eindruck gewonnen, „daß Dr. Rittersporn mit den negationistischen Thesen seines früheren Umfelds nichts mehr zu tun hatte“. Er sei „ein international anerkannter Spezialist für sowjetische bzw. russische Geschichte“. Ralph Bollmann

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