Hertha will „Eurofighter“ vom Himmel holen

■ Vor dem Spiel gegen Schalke 04 plagt die Berliner das Verletzungspech. Nächste Saison wird alles besser: Dann werden „einige echte Knaller“ verpflichtet. Herzog und Häßler sind im Gespräch.

Neuerdings weht vor der „Kreuzberger Molle“, einer bierseligen Kiez-Spelunke am Marheinekeplatz, eine riesige blauweiße Hertha-Fahne. Der Bundesligist hat vor dem heutigen Gastspiel des Europacupsiegers Schalke 04 die letzten Feuchtbiotope der Hauptstadt erreicht.

Über 45.000 Tickets wurden bereits im Vorverkauf abgesetzt, so daß der neuntplazierte Aufsteiger hofft, die auf Platz 4 rangierenden „Eurofighter“ aus dem Ruhrpott in einem ausverkauften Olympiastadion vom Himmel zu holen. Der Hamburger Pay-TV-Sender Premiere berichtet zum vierten Mal in dieser Saison live aus dem Olympiastadion.

Leicht wird es gewiß nicht, dem Millionenpublikum eine fernsehreife Leistung zu bieten, denn nach der 0:2-Niederlage in Köln herrscht bei den Berlinern nervöse Umtriebigkeit. Die Konkurrenz aus dem Tabellenkeller rückt unaufhaltsam näher, nachdem einige kuriose Ergebnisse den Fahrplan zur Glückseligkeit tüchtig durcheinanderwirbelten.

„40 Punkte müßten zum Klassenerhalt reichen“, meinte Hertha- Coach Jürgen Röber noch vor wenigen Wochen. Mittlerweile ist er sich da nicht mehr so sicher. Experten haben ihm vorgerechnet, daß es wohl eines, zweier Zähler mehr bedarf, um sich in Sicherheit zu wiegen, falls die Kapriolen in der Abstiegsregion andauern.

Auch im Internet findet die wachsende Unsicherheit, die angesichts von nur 33 Zählern auf dem Hertha-Konto durchaus nachvollziehbar ist, ihren Niederschlag. „Macht hin, daß ihr fit werdet, wir brauchen euch“, fordern die Fans auf ihrer Homepage von den verletzten Profis Kjetil Rekdal sowie Andreas Thom.

Vor allem die Regiekünste des Norwegers Rekdal, den die Nachbeben eines Wadenbeinbruchs plagen, wurden zuletzt arg vermißt. Reichlich deppert stellten sich seine Kollegen in Köln ohne den Mann mit der Rückennummer zehn an, dem Signum des Spielmachers.

„Wir werden einige echte Kracher verpflichten“, wird zwar Aufsichtsratsvorsitzender Robert Schwan nicht müde zu versprechen. Aber weil die Wechselfrist im Januar verstrichen ist, muß Trainer Röber bis zum Sommer mit seinem aktuellen Personal auskommen.

Dann allerdings soll ein erstklassiger Mittelfeldmann den mitunter kopflosen Herthanern die Träume von einem Platz im internationalen Konzert wahr werden lassen. Im Gespräch sind der Österreicher Andreas Herzog (Bremen) sowie – naturgemäß, weil an der Spree geboren – der Wahl-Karlsruher Thomas Häßler.

Das nötige Kleingeld, um einen teuren, weil raren „Schlachtenlenker“ anzuheuern, ist bereits fest im Etat für die kommende Saison eingeplant. 39 Millionen Mark will sich Hertha BSC das zweite Bundesligajahr in Folge kosten lassen, vier Millionen mehr als im aktuellen Haushalt veranschlagt. Zumindest vom finanziellen Einsatz her wären die Berliner damit in der Spitzengruppe anzusiedeln. Jürgen Schulz