Rotes Kreuz zieht aus Somalia ab

■ Entführung von IKRK-Mitarbeitern berührt Friedensbemühungen der Warlords in der geteilten somalischen Hauptstadt Mogadischu

Nairobi (AP/taz) – Einen Tag nach der Entführung von zehn seiner Mitarbeiter in der somalischen Hauptstadt Mogadischu hat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) seine Hilfsaktionen in Somalia vorläufig eingestellt. Die ausländischen Rotkreuzhelfer würden so schnell wie möglich abgezogen, erklärte IKRK-Sprecher José Anselmo gestern in Kenias Hauptstadt Nairobi. Auch das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen und das Kinderhilfswerk Unesco stoppten ihre Flüge.

Die entführten IKRK-Mitarbeiter sind vermutlich ein Faustpfand im Kampf um die künftige Machtverteilung in dem vom Bürgerkrieg verwüsteten Land. Die Entführung fand statt, als sich die drei mächtigsten Warlords Mogadischus, Ali Mahdi, Hussein Aidid und Osman Ato, in Kenia befanden, wo sie unter der Schirmherrschaft des kenianischen Präsidenten Daniel arap Moi eine Einigung über die Wiedervereinigung der seit 1991 zwischen rivalisierenden Clans geteilten somalischen Hauptstadt getroffen hatten. Clangruppen aus allen Teilen Somalias hatten im Dezember ein Friedensabkommen über die Abhaltung einer Versöhnungskonferenz zur Bildung einer gesamtsomalischen Regierung geschlossen. Seitdem hat es jedoch immer wieder bewaffnete Auseinandersetzungen um die Kontrolle somalischer Städte gegeben; die Versöhnungskonferenz wurde mehrmals verschoben und ist jetzt für Mai geplant. Die drei in Mogadischu herrschenden Warlords versuchen nun, mit Hilfe Kenias zumindest die Hauptstadt wiederzuvereinigen, damit Hafen und Flughafen wieder genutzt werden können. Aidid sagte in Nairobi, ein endgültiger Frieden sei „sehr nahe“.

Nach Informationen von UN- Beobachtern und Diplomaten handelt es sich bei den Kidnappern wahrscheinlich um abtrünnige Mitglieder des Abgal-Clans, die in einer zukünftigen gesamtsomalischen Regierung den Gouverneursposten in der Provinz Mogadischu stellen wollen. Der einflußreiche Milizenführer Ali Mahdi Mohamed, in dessen Machtbereich die Entführung stattfand, kündigte gestern die baldige Freilassung der Entführten an. Berichte über Lösegeldforderungen in Höhe von 80.000 Dollar wurden zunächst nicht bestätigt.