Auferstehung der Westtangente

■ Debis fordert die Verlängerung der Nord-Süd-Straßenachse vom Autotunnel nach Süden über die alte Westtangente gegen den "Dauerstau". Lob bei der CDU, Protest bei SPD und Grünen

Auf heftigen Widerstand von SPD und Bündnisgrünen ist die Wiedererweckung der totgeglaubten Planung zur Westtangente durch das Unternehmen debis am Potsdamer Platz gestoßen. Die Planung sei ein „verspäteter Aprilscherz“, so die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Käthe Zillbach. Der Verzicht auf die Tangente sei schließlich ein „wesentlicher Bestandteil der Verkehrsplanung für das Zentrum“.

Auch ihr Kollege Christian Gaebler betonte: „Das kommt nicht in die Tüte“ und verwies auf die Koalitionsvereinbarung zwischen CDU und SPD, die ausdrücklich das Ende der Westtangente vorsieht. Der SPD-Staatssekretär für Stadtentwicklung, Hans Stimmann, verwies darauf, daß für eine solche Trasse erst der Flächennutzungsplan zu ändern sei.

Der debis-Vorschlag sei „unvorstellbar naiv, weil die Westtangente ein Symbol für die gescheiterte autozentrierte Verkehrspolitik ist“. Der bündnisgrüne Verkehrsexperte Michael Cramer forderte, der Senat solle an seinem Konzept zur Reduzierung des Autoverkehrs festhalten und die Planung für die Verbindung des Autotunnels nach Süden ruhen lassen.

Auslöser für den Streit um die Straßenverbindung zwischen der Stadtautobahn am Schöneberger Kreuz im Süden und dem neuen Gelände am Landwehrkanal im Norden ist eine „Machbarkeitsstudie“ von debis. Demnach reicht die jetzige Anbindung des Nord-Süd- Autotunnels für die Bewältigung der täglich anfallenden 60.000 bis 70.000 Autos nicht aus, ein Dauerstau sei programmiert. „Wir schlagen daher als sehr elegante Lösung vor, eine Trasse parallel zur S-Bahn nach Süden am östlichen Rand des Gleisdreiecks zu führen“, sagte debis-Sprecherin Ute Wüest von Vellberg. Der Bau der drei Kilometer langen Strecke werde etwa 300 Milionen Mark kosten und könne über Benutzergebühren finanziert werden, meinte Vellberg im InfoRadio.

Unterstützung kommt von der CDU. „Von der Idee, den Durchgangsverkehr im Süden anzubinden, halte ich eine Menge“, meinte der CDU-Generalsekretär Volker Liepelt. Die Planung sei wegen der Koalitionsvereinbarung „Zukunftsmusik für das nächste Jahrtausend“. Die nächste Wahlperiode bringe aber auch eine andere Koalitionsvereinbarung.

Seit etwa 20 Jahren ist die Westtangente als Planung der autogerechten Erschließung der Innenstadt umstritten. Bei der Bildung der Großen Koalition 1991 wurde sie allerdings auf Drängen der SPD zu den Akten gelegt. Die CDU setzte sich dafür mit ihren Planungen für den Autotunnel unter Potsdamer Platz und Regierungsviertel durch. Bernhard Pötter