Manipulation unbestätigt

■ Suche nach den Ursachen der Gasexplosion von Steglitz dauert an. War ein Dichtungspfropfen an der Leitung entfernt worden? Bezirksamt sammelte bislang 168.000 Mark Spenden

Die schwere Gasexplosion in dem Wohnhaus in der Steglitzer Lepsiusstraße, bei der in der vergangenen Woche sieben Menschen ums Leben kamen, ist möglicherweise durch eine Manipulation an einer Gasleitung ausgelöst worden. Der Berliner Kurier berichtete gestern unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten Ermittler, die Kriminalbeamten hätten bei ihren Ermittlungen ein Gasrohr gefunden, an dem der Verdichtungspfropfen fehlte. Dadurch könnte eine größere Menge Gas in den Keller des Hauses entwichen sein. In dem Fall hätte möglicherweise schon das Betätigen eines Lichtschalters ausgereicht, um die schwere Explosion auszulösen. „Jetzt ist die große Frage: Wer hat da herumgebastelt?“, zitiert der Kurier den anonymen Ermittler.

Die Berliner Polizei wollte den Bericht der Boulevardzeitung gestern weder bestätigen noch dementieren. „Das ist Spekulation“, sagte ein Sprecher zur taz. Die Ermittlungen gingen ihren gewohnten Gang, mehr wolle man dazu zur Zeit nicht sagen.

Auch eine Sprecherin der Gasag, die unmittelbar nach dem Unglück mit der Aussage zitiert worden war, daß eine Gasexplosion in dieser Größenordnung nur durch vorsätzliche Beschädigungen hervorgerufen werden könnte, wollte sich gestern nicht an weiteren Spekulationen beteiligen. Unmittelbar nach dem Unglück am vergangenen Dienstag war unter Experten eine Diskussion darüber entbrannt, ob eine undichte Gasleitung ohne Zutun Dritter eine derartige Katastrophe hätte verursachen können. Tatsächlich sind in der Vergangenheit fast alle schweren Gasunglücke durch Manipulationen der Leitungen, meist von potentiellen Selbstmördern, herbeigeführt worden.

Das Gelände in der Lepsiusstraße wurde unterdessen abgeriegelt. Vor dem Lattenzaun liegen zahlreiche Blumensträuße zum Gedenken an die Opfer; eine Kerze brennt immer noch. Am Zaun hängt ein Foto von dem 13jährigen Sven, der bei dem Unglück ums Leben kam: „Sven, wir denken immer an dich.“ Nach Angaben des Steglitzer Bezirksamtes gingen bisher 168.000 Mark an Spendengeldern für die Überlebenden ein. Das Geld soll unverzüglich weitergeleitet werden. Eine zentrale Trauerfeier für die Opfer der Gasexplosion ist nach Angaben des Bezirksamtes nicht vorgesehen. Jeanette Goddar