Menschenrechtler ermordet

■ 24jähriger Rumäne in Konstanza getötet. Er hatte auch über Korruption recherchiert

Bukarest (taz) – In der rumänischen Schwarzmeer-Hafenstadt Konstanza ist ein Menschenrechtler und Journalist bestialisch ermordet worden. Der 24jährige Stefan Itoafa wurde am Dienstag von seiner Freundin in seiner Wohnung gefesselt und mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden. Von den Tätern, die an eine Wand in der Wohnung ein Hakenkreuz geschmiert hatten, fehlt jede Spur. Auch über das Motiv der Tat konnten weder Polizei noch Angehörige und Kollegen des Ermordeten Angaben machen.

Stefan Itoafa arbeitete als Anwalt bei der rumänischen Organisation Liga zum Schutz der Menschenrechte (Lado), deren Konstanzaer Kreispräsident er war, sowie als freier Journalist für das Konstanzaer Tageblatt. Laut Angehörigen und Kollegen des Ermordeten recherchierte er über Fälle von Korruption im Kreis Konstanza. Sie gehen davon aus, daß das Verbrechen im Zusammenhang mit diesen Recherchen steht. Konstanza hat eine der höchsten Kriminalitätsraten im Rumänien und gilt als einer der Hauptorte für organisiertes Verbrechen, Schmuggel und Drogenhandel.

Die Ermordung eines Menschenrechtlers und Journalisten ist der erste derartige Fall in Rumänien seit dem Sturz Ceaușescus im Dezember 1989. In den letzten Monaten sind jedoch mehrfach rumänische Journalisten im Zusammenhang mit ihren Recherchen über Korruption und organisiertes Verbrechen verurteilt worden. Ende August mußte in der nordwestrumänischen Stadt Baia Mare ein Journalist ins Gefängnis, weil er einer dort amtierenden Richterin Korruption vorgeworfen hatte. Bereits einen Monat zuvor waren in der nordostrumänischen Stadt Iasi zwei Journalisten zu Gefängnis-, Zivil- und hohen Geldstrafen verurteilt worden, weil sie über illegale Millionengeschäfte eines Polizisten und seiner im Justizwesen angestellten Frau berichtet hatten. Keno Verseck