Genervt von den Eltern, gelangweilt von Freunden

■ In „Aua – Kopfsprung ins Leben“ sucht eine Zeichentrickheldin das Glück (0.35 Uhr, ZDF)

Die gute Nachricht zuerst: Womöglich werden Trickfilme für ein erwachsenes Publikum im deutschen Fernsehen doch noch salonfähig; eventuell sogar, bevor die Animationsfilmfreunde so alt und sehschwach und harthörig geworden sind, daß sie nichts mehr davon haben.

Nachdem nämlich Kulturkanal Arte schon die Serie „Stressed Eric“ in sein Abendprogramm aufnahm – und zwar zur besten Sendezeit –, zieht nun auch das Zweite Deutsche Fernsehen nach. An sechs aufeinanderfolgenden Freitagen zeigt es die englische Zeichentrickproduktion „Pond Life“ der Cartoonistin Candy Guard unter dem idiotischen deutschen Titel „Aua – Kopfsprung ins Leben“. Leider aber, und das ist die schlechte Nachricht, sollte sich der Zuschauer erst ab der dritten Folge überlegen, wie es ihm gelingen soll, Freitagnacht um halb eins schon zuhause oder noch wach zu sein: Die ersten beiden Episoden von „Pond Life“ sind nur mäßig amüsant.

Erzählt wird aus dem Leben der Dolly Pond, einer alleinstehenden Frau in den besten Jahren. Hin- und hergerissen zwischen den Vorzügen des Singledaseins einerseits und dem Wunsch nach dem Traummann anderseits, genervt von den Eltern und gelangweilt von den Freunden, führt Dolly Pond einen aussichtslosen Kampf gegen die triste Alltäglichkeit des Seins.

Als „Pond Life“ in England auf Channel 4 gezeigt wurde, überschlugen sich die Kritiker vor Begeisterung über Candy Guards Figur. Doch herausragend erheiternd ist es eigentlich nicht, wenn Dolly Pond versucht, auf einer Party ihre Schüchternheit mit viel Bier zu heilen und so, was zu erwarten war, einen Verehrer verschreckt. Und auch die Geschichte von einem anstrengenden Griechenland-Bildungsurlaub enthält angesichts vieler vorhersehbarer Pointen nur wenige wirklich komische Elemente.

Das ändert sich allerdings mit der Folge „Therapie“, in der es herrlich wüst zugeht und die laut Candy Guard zum Teil auf wahren Begebenheiten beruht. Dolly Pond gerät hier nicht nur an einen attraktiven Masseur, sondern auch an eine singende Psychologin und in einen nächtlichen Massenauflauf – und wie das alles schlecht ausgeht, ist sehenswert. Carola Rönneburg