Hummer nur staatlich – Investitionen gefährdet

■ Unternehmer sind zurückhaltend beim zweiten deutsch-kubanischen Wirtschaftstag in Berlin

Hummer ist Mangelware auf der Karibikinsel Kuba – in privaten Restaurants. Während staatliche Hotels reichlich mit der Delikatesse beliefert werden, hält die Bürokratie die Konkurrenz kurz: Nur so fließen die dringend benötigten Touristendollars in die richtigen Kanäle. Das freilich paßt ausländischen Unternehmern, unter anderem deutschen, gar nicht. „Das Ambiente fehlt“, weiß Peter Rösler vom Ibero-Amerika Verein in Hamburg, der investitionswillige Betriebe berät. Mit den Geschäftspartnern möchte man auch mal schnell um die Ecke ins nächste Restaurant gehen, anstatt immer auf die wenigen staatlichen Etablissements angewiesen zu sein.

Sorgen deutscher Unternehmer auf der sozialistischen Zuckerinsel – beim zweiten deutsch-kubanischen Wirtschaftstag, der mit 150 Gästen und ReferentInnen gestern in Berlin stattfand, kamen noch mehr davon zur Sprache. „Es schien mir schwierig, geeignete Arbeitskräfte zu finden“, sagt René Frobel, Chef einer Berliner Firma für Metallveredelung. Er hat versucht, eine Niederlassung in Fidel Castros Staat zu gründen – gab aber nach einigen Monaten auf. Der Grund: Die Arbeitskraft ist auf Kuba (noch) keine frei zugängliche Ware. Mit seinen Vermittlungsagenturen weist der Staat den ausländischen Firmen bestimmte Beschäftigte zu. Selbstbedienung beim Personal ist nicht möglich. Und so wähnte Frobel, zu lange mit dem Aussortieren der nicht geeigneten Aspiranten beschäftigt zu sein.

Horst Schmidt will es trotzdem probieren. Der Berliner Hersteller von Schwingungsisolierungen braucht eine Produktionsstätte, von der aus er billig den lateinamerikanischen Markt beliefern kann. Da liegt Kuba „geographisch sehr schön“: viele Häfen, geringe Distanz zu den wichtigsten Ländern. Um sein Geld sorgt sich Schmidt eher nicht. Mittlerweile gibt es ein deutsch-kubanisches Abkommen, das ausländische Investitionen vor Enteignung schützt.

Die Euphorie der deutschen Wirtschaft freilich hält sich in Grenzen. Man wartet auf Castros Abtritt und die nachfolgende Reformation. Bisher sind rund 500 ausländische Firmen in Gemeinschaftsunternehmen mit dem kubanischen Staat eingetreten – nur diese Form der Investition ist möglich. Unter ihnen befinden sich einige Dutzend deutsche. Am ehesten trauen sich noch Tourismuskonzerne wie TUI, Hotels am Strand von Varadero zu bauen.

Daß Kuba bislang als extremer Nischenmarkt gilt, liegt aber auch an der Haltung der alten Bundesregierung. Um nicht allzu sichtbar gegen die Boykottpolitik der USA zu verstoßen, war finanzielle Förderung Mangelware. Peter Rösler hofft, daß sich das unter Rot-Grün ändert. Hannes Koch