Ein Mann. Ein Wort. Ein Machtwort. Ein Mega-Machtwort

Am Anfang war das Wort. Das Machtwort: „Für eine Große Koalition stehe ich nicht zur Verfügung“, sagte der Kanzler, der damals noch Helmut Kohl hieß, und fügte machtwortmäßig hinzu: „Punkt. Aus. Feierabend.“ Das haben die Wähler dann wörtlich, bzw. machtwörtlich genommen. So ist Gerhard Schröder Kanzler geworden. Eine Scheu vor Machtworten hat der Neue deshalb aber noch lange nicht.

Als er noch Kandidat war, klappte es gar nicht mit den Machtworten im Wahlkampf. Kungeln mit der PDS in Magdeburg? Höppner, laß dich von der CDU zum Ministerpräsidenten wählen! Doch die Sozi-Ossis fürchteten weder Kohls rote Socken noch Schröders Zorn und blieben bei der PDS. Machtwort? „Macht doch, was ihr wollt“, grollte der Kandidat nur.

Im neuen Amt aber wird alles anders. Für das erste Machtwort als Kanzler hat sich Schröder wieder eine Minderheit ausgesucht. Nach den Ossis sind jetzt die Grünen dran – zum Üben quasi. Und die lassen so etwas tatsächlich mit sich machen. Im Januar kassiert Schröder die Atomnovelle seines Umweltministers per Machtwort. Stopp der Wiederaufbereitung? Was gehen mich mein Geschwätz von gestern und Jürgen Trittin an!

So ein erfolgreiches Machtwort macht ganz schön mutig. Vielleicht hat Kanzler Schröder am Mittwoch deshalb schon zum nächsten Machtwort ausgeholt. Alle Minister auf einmal sollten auf der Kabinettssitzung zittern, und alle Leser der Bild-Zeitung am nächsten Morgen gleich mit: „Schröder droht mit Rücktritt!“. Vier Zentimeter hoch, ein ganz mächtiges Wort, ein Mega- Machtwort. Mit den „Nadelstichen“ gegen die Wirtschaft hören jetzt alle sofort auf – besonders Jürgen Trittin. Der hat ja schon Erfahrung mit Machtworten.

Die Machtworte des Kanzlers sind erfolgreich und kommen gut an beim Bild-Leser. Dialog war gestern – heute ist Machtwort. Die Republik geht glücklichen Zeiten entgegen. Arbeitslosigkeit? Schröder klärt per Order: „Ab jetzt nur noch zwei Millioalle werden entlassen!“ Stadtschloß? „Wird wiederaufgebaut – mit Türmchen!“ Und kurz vor Ende einer erfolgreichen Legislaturperiode, im Jahre 2002, erzwingt Gerhard Schröder seine Wiederwahl mit einem Machtwort, das Deutschland wirklich glücklich macht: „Die Viererkette!“ Der Kanzler weist Erich Ribbeck an, daß die deutsche Nationalmanschaft im Achtelfinale der Fußball-WM gegen Äthiopien hinten auf einer Linie spielt. Schröder wörtlich: „Oder der Trittin spielt Libero. Punkt. Aus. Feierabend!“ Robin Alexander