Das Porträt
: Back in the USA?

■ Caio Koch-Weser

Kaum hat der seit April amtierende neue Staatssekretär im Finanzministerium, Caio Koch-Weser, seine Koffer ausgepackt, kann er sie womöglich wieder vom Dachboden holen. Der 55-jährige internationale Finanzexperte und Währungsfachmann gilt als heißer Kandidat für den Direktorposten beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington.

Koch-Weser bringt dafür gute Voraussetzungen mit: Er hat 26 Jahre bei der Weltbank, der größten internationalen Entwicklungsbank und Partnerorganisation des IWF, gearbeitet. Damit bringt der Deutsch-Brasilianer viel Erfahrung aus dem Entwicklungshilfebereich mit. Diese Erfahrung kann der IWF, der sich seit kurzem die Armutsbekämpfung auf die Fahnen geschrieben hat, gut gebrauchen.

Die regierungsunabhängige Organisation Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung (WEED) kennt Koch-Weser aus Weltbankzeiten zudem als offen für kritische Fragen im Umwelt- und Entwicklungsbereich. „Koch-Weser steht für ein Nachdenken über die Zukunft multilateraler Institutionen, nachdem das streng neoliberale Modell nicht zu funktionieren scheint“, sagte Barbara Unmüßig, Vorsitzende von WEED.

Koch-Weser ist in Brasilien als Sohn eines deutschen Emigranten und Kaffeeplantagenbesitzers aufgewachsen. Er hat in Deutschland Volkswirtschaft und Soziologie studiert und mit Diplom abgeschlossen. Seine Frau Maritta Koch-Weser könnte ihm bei Umweltfragen zur Seite stehen: Sie ist Präsidentin der Internationalen Umweltschutzorganisation IUCN und gilt als äußerst fachkompetent.

Konkurrenzfrei ist Koch-Weser nicht bei der Diskussion um den Nachfolger von Michel Camdessus. Auch im Rennen ist Horst Köhler, Präsident der Osteuropa-Bank in London. Für dessen Posten war Koch-Weser 1997 auch schon einmal im Gespräch. Im April übernahm Koch-Weser von Heiner Flassbeck die Stelle als Staatssekretär unter Finanzminister Hans Eichel.

Chancen gibt der Vizepräsident der Deutschen Bundesbank, Jürgen Stark, dem Staatssekretär wegen seiner internationalen Reputation. Koch-Weser, der sechs Sprachen spricht, sei auf einem Treffen der EU-Notenbankchefs in Helsinki in erster Linie genannt worden. Die deutsche Regierung äußerte sich bisher nicht dazu. Ob er es dann wirklich wird, ist eine andere Frage: Die meisten Direktoren des IWF hatten einen französischen Pass.

Maike Rademaker