Motiv: Ausländerhass

■ Mutter des Amokläufers von Nidderau verhinderte Katastrophe

Frankfurt (taz) – Krankhafter Ausländerhass ist Tatmotiv des Amokläufers, der am Dienstag im hessischen Nidderau drei Schwarzafrikaner mit einem geschärften Beil angefallen hatte. Dies bestätigte die Staatsanwaltschaft Hanau gestern gegenüber der taz. Eines der Opfer wurde schwer, die beiden anderen leicht verletzt.

Offenbar ist es der Mutter des Amokläufers zu verdanken, dass es an diesem Abend nicht zu einer „ganz großen Katastrophe“ – so Staatsanwaltschaftssprecher Jost-Dietrich Ort – gekommen sei. Nach dem Tod ihres Mannes vor wenigen Tagen habe die Frau nämlich alle Schusswaffen aus dem Haus schaffen lassen. Der verstorbene Vater des Amokläufers war dekorierter Sportschütze.

Nach seiner Ankündigung, jetzt „Türken abschießen“ zu wollen, suchte der psychisch gestörte Sohn deshalb vergeblich nach Schusswaffen. In seiner Raserei griff er sich im Hof ein Beil und schärfte es. Dann attackierte er einen Döner-Stand und verletzte dabei einen 15 Jahre alten afrikanischen Jungen am Arm. Danach fuhr er mit seinem Auto nach Windecken, einem Ortsteil von Nidderau, und griff dort zwei weitere Schwarzafrikaner an. Einen 13-Jährigen verletzte der Täter leicht am Hals, einem 25-Jährigen schlug er den Schädel ein. Der befindet sich inzwischen außer Lebensgefahr.

Dank Zeugenaussagen konnte der Amokläufer kurz danach in seiner Wohnung festgenommen werden. Laut Staatsanwalt Ort habe er seine Taten mittlerweile gestanden. Zwar gehörte der 38-Jährige keiner rechtsradikalen Gruppierung an. In ganz Nidderau sei er aber für seinen „krankhaften Ausländerhass“ bekannt gewesen.

Wegen dieses Hasses war der Täter schon seit längerem in psychiatrischer Behandlung. Medikamente sollten ihn ruhig stellen. Diese habe er nach Angaben der Staatsanwaltschaft aber „offenbar einfach selbst abgesetzt“, was zu einem „Kurzschluss im Gehirn“ geführt hätte. Neben der psychischen Krankheit hätten „schwere Schicksalsschläge“ ereilt, die möglicherweise mit Auslöser für den Amoklauf gewesen sein könnten. Die Freundin war durch einen Verkehrsunfall ums Leben gekommen, der Vater gerade verstorben. Seit gestern befindet sich der Werkzeugmacher in einer psychiatrischen Klinik.

Klaus-Peter Klingelschmitt