Querspalte

■ Mallorca – urst krass

Im Winter sehnt man sich oft nach Anderem. Zum Beispiel nach Mallorca. Denn da scheint die Sonne auch im Winter sanftfrühlingshaft auf Orangenbäume, niedliche Schäfchen dösen im mittelmeerischen Licht auf malerischen Weiden und selbst die Touristen sind ein erfreulicher Anblick. Ganz entgegen ihres sonstigen Wesens, dass sie im Sommer dazu verführt, sangriatrinkend nackt auf den Tischen zu tanzen, waren sie jedenfalls alle „würdig“ angezogen, wie auch der Palma Kurier bemerkte. Wo Rentner sind, da lass dich nieder, wo Rentner sind, da ist es schön.

Mallorca im Winter ist ein urstschauer Bringer, wenn es um krasse Erholungswünsche geht. Deshalb waren wir in Mallorca und hingen in einem geschmackvollen Haus in dem einzigen beheizbaren Zimmer herum. Draußen regnete es ziemlich, bzw. schneite. Vierzig Zentimeter lagen in den Bergen und wurden touristisch von den Einheimischen begutachtet, während wir uns darum bemühten, das Ganze etwas aufzuheitern, indem wir in Tütelchen sprachen und alles „urst krass“, „extrem schau“, „total krank“ nannten und uns vorstellten, dass der Chef des Symphonieorchesters in Palma sicher Hector Gonzales mit lustigen f-Lauten heißen müsste. Das Palma-Sinfonieorchester unter der Leitung von Hector Gonfalef – kicher, kicher. Urst krank eigentlich! Wie der elektrische Stuhl, der in einer Spielhalle in Palma stand und durch aufsteigenden Rauch für Extremunterhaltung sorgte, bis die Regierung einschritt. Krass! Um das alles doch noch positiv ausklingen zu lassen, soll noch erwähnt werden, dass der Spanier an sich glücklicher ist als der Durchschnittseuropäer und dass „Happy Klug, Bäckermeister seit 1955“ in Mallorca für bestes deutsches Brot garantiert. Detlef Kuhlbrodt