Abenteurer Bush jr.

■ Bush streitet sich mit republikanischen Parteifreunden im Fernsehen um Stimmen

Washington (taz) – Bush will entweder Krieg mit dem Irak oder Saddam Hussein ermorden lassen. Auf die Frage, wie Bush junior mit dem Erbe seines Vaters umgehen, wie er Iraks Saddam Hussein behandeln würde, erklärte er: „Wenn ich erfahren würde, dass Hussein, in welcher Form auch immer, Massenvernichtungswaffen herstellt, würde ich ihn beseitigen.“ Auf eine Nachfrage hin korrigierte Bush sich: Die Massenvernichtungswaffen würde er beseitigen.

Bush bewies erneut, dass er von den Dingen, die die Welt bewegen und gefährden, offenbar keine Ahnung hat. Der Tenor der Berichterstattung in den USA aber ist, dass Bush sich nicht blamiert habe, keine Antwort schuldig geblieben sei und auch nichts offensichtlich Dummes gesagt habe.

Am Donnerstag abend debattierten erstmals alle sechs Bewerber um die republikanische Präsidentschaftskandidatur auf einem landesweit übertragenen Forum. Die Beteiligung aller Kandidaten ist ein Novum, denn bei den bisherigen Debatten dieser Art fehlte George W. Bush. Er hatte es abgelehnt, sich öffentlich zu streiten, was Spekulationen genährt hatte, er könne nicht aus dem Stegreif Rede und Antwort stehen, sondern nur gut vorbereitet an ein Pult treten und geschriebene Reden ablesen. Bush liegt zwar bei nationalen Umfragen eindeutig vorn, nicht aber im New Hampshire, wo am 1. Februar die erste Vorwahl des Wahljahrs 2000 stattfindet.

Diese Vorwahl hat traditionell Signalwirkung. Hier entfaltet ein Wahlerfolg eigene Dynamik. Zurzeit wird in New Hampshire Senator John McCain aus Arizona favorisiert, der sich als unkonventioneller Denker gibt, der kein Blatt vor den Mund nimmt.

Auf Fragen nach der Zukunft von Rente und Krankenversicherung, nach der Besteuerung des Internets und Amerikas Verhältnis zu China antworteten außerdem der Millionenerbe und Verleger Steve Forbes, Sohn von Malcolm Forbes, dem Begründer von Forbes Magazin. Er ist ein Außenseiter, der keinerlei politische Erfahrung hat. Stellung nahmen auch Senator Orrin Hatch aus Utah, der im Rechtsausschuss des Senats sitzt, und Gary Bauer, stellvertretender Erziehungsminister der Regierung Reagan. Bauer geht es nur um die Abschaffung der Abtreibung und die Isolation Chinas. Zu guter Letzt äußerte sich auch der schwarze ehemalige Botschafter der Reagan-Regierung, Alan Keyes. Er will die Steuern abschaffen und die Nation zu Gott zurückführen. Das verpackt er in wunderbare Phrasen.

Die drei Letztgenannten haben keine Aussicht, die Vorwahlen in New Hampshire zu überstehen. McCain, Bush und Forbes aber entwarfen sehr verschiedene Visionen einer republikanischen Präsidentschaft. Forbes, der seinen Wahlkampf ganz aus eigenen Mitteln finanziert und als einziger einen streitbaren Ton in die Debatte brachte und in jeder Antwort eine Attacke auf Bush ritt, will Bundeskompetenzen in so gut wie allen Fragen abschaffen. Er will die Steuerbehörde ebenso wie das Erziehungsministerium schließen und die Rente privatisieren.

McCain und Bush billigen Washington eine Rolle zu, würden aber sehr verschieden regieren. McCain trat an, das durch Wahlkampf- und Parteispenden korrumpierte legislative Verfahren wie einen Augiasstall auszuräumen – McCain hatte sich erfolglos für eine Reform der Wahlkampffinanzierung eingesetzt.

Bush hingegen präsentierte sich als jemand, der im Washingtoner Dschungel widerstreitender Interessen regieren und Koalitionen zusammenbringen könnte, wie er es in Texas vorgemacht hat. Er verkaufte sich als jemand, der als einziger Erfahrung im Regieren, ja sogar in der Außenpolitik hat. Texas hat intensive Beziehungen zu Mexiko. Peter Tautfest