Mahnmal fehlt die Erleuchtung

Die Lichtanlage im Holocaust-Mahnmal ist abgesoffen. Nur ein Bruchteil der Lampen funktioniert. Schaden soll erst im Herbst behoben sein. Öffentliche Verwaltung will damit nichts zu tun haben

von Gitte Diener

An ein finsteres Kapitel deutscher Geschichte soll es erinnern. Nun liegt das Holocaust-Mahnmal selbst im Dunkeln. Zwar sollen 180 Leuchtstoffröhren, die ebenerdig im Boden eingelassen sind, das Stelenfeld von unten anstrahlen, doch die meisten Lampen versagen ihren Dienst. 13 von 15 Lichtreihen sind komplett aus, auch bei den beiden übrigen funktionieren nicht alle Lampen. Dabei ist das Feld mit den 2.711 Betonstelen rund um die Uhr zugänglich. Täglich kommen rund 10.000 Besucher zu dem erst im Mai 2005 eingeweihten Mahnmal, insgesamt 3,5 Millionen allein im ersten Jahr. Nach Einbruch der Dunkelheit fällt kaum noch Licht hinein. Vor allem in den tiefen Senken zwischen den dicht stehenden, teilweise über 4,50 Meter hohen Säulen herrscht tiefe Finsternis. Andere Besucher im Stelenfeld nimmt man nur noch zufällig und erst in unmittelbarer Nähe wahr.

Daran wird sich auch bis zum anstehenden Holocaust-Gedenktag am Samstag nichts ändern. Erst bis zum Herbst rechnet Uwe Neumärker, Geschäftsführer der „Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas“, mit einer Lösung. Dabei ist das Problem altbekannt. Schon im Frühjahr 2006 fielen die Lampen erstmals aus, bestätigt Neumärker. Während der damaligen Tauphase hätten die Leuchtröhren im Wasser gestanden. Seither sind die meisten Lampen kaputt. Sie wurden speziell für das Mahnmal angefertigt, erklärt Neumärker. Das mache die Sache nicht leichter.

Das Mahnmal ist einer der meistbesuchten Orte Berlins. Nach wie vor wird dem 19.000 Quadratmeter großen Ort der Erinnerung weltweit Aufmerksamkeit geschenkt. Erst in der vergangenen Wochen war bekannt geworden, dass der Mahnmal-Architekt Peter Eisenman für seinen Entwurf im Mai einer der bedeutendsten Architekturpreise weltweit, den US-Architekturpreis „AIA Institute Honor Awards“ erhalten wird.

Von der öffentlichen Verwaltung Berlins wird das Stelenfeld weniger beachtet. Offenbar ist auch niemand für den dunklen Fleck südlich des Brandenburger Tors zuständig. Joachim Zeller (CDU) sorgt sich als Bezirksstadtrat von Mitte zwar unter anderem um die öffentliche Ordnung. Das Mahnmal aber sei Sache des Senats, erklärt Zeller.

Das weist Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, zurück. Ihre Behörde sei nur während der Bauphase involviert gewesen. Deshalb habe man bereits im vergangenen Jahr ein Ingenieurbüro beauftragt, zu prüfen, ob die Lampen der Ausschreibung entsprächen. Die Lampen sollten zur Außenbeleuchtung geeignet sein. Das seien sie auch, sagt Rohland, „ungeeignet sind sie allerdings für Unterwasserbetrieb“. Aber genau dort befanden sich die Lampen: im Tauwasser. Doch weil sie der Ausschreibung entsprechen, handelt es sich nicht um einen Baufehler. Somit sei der Senat nicht zuständig, argumentiert Rohland. Für die kaputten Lampen, da ist sie sich mit Zeller einig, sei die Stiftung zuständig.

Deren Arbeit wird von einem Kuratorium beaufsichtigt, dem unter anderen der Bundesstaatsminister für Kultur angehört. Auch in seinem Hause ist das Problem bekannt. Dringenden Handlungsbedarf sieht man aber nicht. „Das Kuratorium sieht das als ästhetisches Problem“, heißt es bei der Pressestelle des Kulturstaatsministers.

Wenigstens akustisch kommen Ästheten am Samstag auf ihre Kosten. Am Holocaust-Gedenktag wird im Stelenfeld die Klanginstallation „Auschwitz. Stimmen“ erklingen. Darin hat der Künstler Ronald Steckel Aussagen ehemaliger KZ-Häftlinge und denen von Angeklagten eines KZ-Prozesses verarbeitet. Die Installation beginnt um 10 Uhr und endet um 19 Uhr – weit nach Einbruch der Dunkelheit.