Proteste gegen Ahmadinedschad

Wichtige jüdische Institutionen beteiligen sich nicht an pro-israelischer Demo am Sonntag. Auf einem Plakat wird der iranische Präsident mit Hitler verglichen

Mehr als 90 pro-israelische Initiativen, iranische Oppositionsgruppen und jüdische Organisationen haben für Sonntag zu einer Demonstration gegen den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad aufgerufen. Die Gruppen wollen ein klares Zeichen für die Solidarität mit Israel und gegen die Politik Ahmadinedschads setzen. Dessen wiederholte Drohungen, Israel von der Landkarte zu streichen, haben in letzter Zeit international für Empörung gesorgt. Die OrganisatorInnen der Demo rechnen deshalb mit bis zu 5.000 TeilnehmerInnen.

„Berlin war zur WM Schauplatz der Lebensfreude, jetzt sollte Berlin Schauplatz einer Massendemonstration für Frieden, Demokratie und Freiheit werden.“ Mit diesen Worten wird in einer Pressemitteilung von „I like Israel“ die „berühmte schweigende Mehrheit“ zur Teilnahme an dem Protest animiert. Das dürfte aber ein Wunschtraum der VeranstalterInnen bleiben. Unter den Unterstützern befinden sich zwar zahlreiche jüdische Gemeinden aus verschiedenen Städten. Doch anders als bei früheren Protestaktionen gegen Ahmadinedschad haben sich dem Aufruf weder der Zentralrat der Juden in Deutschland noch die Berliner Jüdische Gemeinde oder das American Jewish Committee angeschlossen. Selbst der harte Kern der israelsolidarischen Gruppen bleibt auf Distanz.

Stein des Anstoßes ist auch ein schwarz-weißes Plakat, mit dem zu der Demo mobilisiert wird. Darauf sind hinter dem Vernichtungslager Auschwitz die Schornsteine eines Atomkraftwerks zu sehen. Neben dem Konterfei von Ahmadinedschad prangt der Slogan: „Ich will den atomaren Holocaust.“

Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch monierte die fehlende gesellschaftliche Breite des Demobündnisses. Zwar sieht sie durchaus Gemeinsamkeiten mit den Veranstaltern. „Die Methoden und Wege sind aber nicht immer dieselben“, sagte Knobloch.

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG), die die Demonstration anfangs unterstützt hatte, hat sich mittlerweile ebenfalls zurückgezogen. Fehlende Diskussionen und der „aggressive Stil des Aufrufs“ haben sie abgeschreckt, so ein Sprecher. Man halte ein inhaltliches Konzept, das gleichzeitig auch Kirchen, Gewerkschaften und Parteien die Teilnahme ermögliche, für hilfreicher. Der Vergleich Ahmadinedschads mit Hitler stelle zudem die Singularität von Auschwitz in Frage.

Die Demonstration soll vom Alexanderplatz zum Holocaust-Mahnmal führen. Nach Angaben der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden ist die Kundgebung die erste politische Demonstration im unmittelbaren Umfeld des Holocaust-Mahnmals seit dessen Einweihung im Mai 2005. Bei allem berechtigten Protest gegen Ahmadinedschad sei „die politische Vereinnahmung des Ortes bedenklich“, sagte Geschäftsführer Uwe Neumärker. PETER NOWAK