Sturm macht keinen großen Wind

Bilanz von Polizei, Feuerwehr und Versicherungen: Berlin ist knapp davongekommen

Preisfrage: Was hat Sturmtief „Kyrill“ mit Silvester gemeinsam? Antwort: Man benötigt rund 1.450 Einsatzkräfte der Feuerwehr, um mit ihnen fertig zu werden. „Gemessen an den Erwartungen sind wir mit einem blauen Auge davongekommen“, erklärt Feuerwehrsprecher Matthias Valigora.

Eine Woche nach dem Sturm hat sich der Staub verzogen und alle betroffenen Organisationen überblicken langsam die Schäden. Beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bleibt die Bilanz jedoch noch ungenau: Fest stehe, dass die Schäden deutlich niedriger ausgefallen seien als nach dem Sturm „Jeannett“ im Jahr 2002, so ein Sprecher.

Auch die hiesigen Ordnungshüter bestätigen dieses Bild. Die Polizei fuhr laut Presseabteilung während des Sturms am Donnerstagabend 488 Einsätze, das sind deutlich weniger als 2002. Vor allem mussten die Beamten Straßen- und Gehwegsperren errichten, weil Dachziegel von Gebäuden fielen oder Äste von Bäumen. Die Feuerwehr musste 1.001-mal ausrücken. Sprecher Valigora sagt, man habe mit „wesentlich Schlimmerem“ gerechnet. 450-mal rückte die Feuerwehr wegen entwurzelter Bäume aus, 251-mal aufgrund von Straßen- und Gebäudeschäden und 250-mal wegen Wasserschäden – hinzu kamen sonstige Fahrten. Dabei seien 550 normale Feuerwehrmänner, 750 Mitglieder der freiwilligen Feuerwehren sowie 200 Kräfte des Technischen Hilfswerks unterwegs gewesen.

Die größten Schäden seien in den Bezirken „unterhalb“ der Ost-West-Achse, also südlich von Berlin-Mitte aufgetreten – hier, im Berliner Süden, tobte der Sturm besonders stark. Zeitweise hätte die Feuerwehrzentrale 50 Anrufe gleichzeitig bearbeiten müssen, sagt Valigora.

Die Rettungsdienste hatten, im Gegensatz zu Polizei und Feuerwehr, einen vergleichsweise ruhigen Abend. Nicht ein einziger Verletzter wurde in der gesamten Sturmnacht gemeldet. Relativ glimpflich verlief auch der Einsatz der öffentlichen Verkehrsmittel. Laut BVG musste der Betrieb nur auf der Linie U 3 eingestellt werden, als ein Zug einen umgestürzten Baum überrollte. Während Berlin ohne größere Schäden durch die Nacht geweht wurde. TIM WESTERHOLT