Guineas Gewerkschaften beenden Streik

Abkommen mit Regierung von Präsident Conté unterzeichnet. Benzin und Reis sollen billiger werden

CONAKRY taz ■ Die Bewohner von Guineas Hauptstadt Conakry fielen sich am Samstagabend vor Begeisterung in die Arme. 18 Tage nach Beginn des Generalstreiks, der das westafrikanische Land zuletzt weitgehend lahmgelegt hatte, feierten die Menschen ihren Sieg über ihren autokratischen Präsidenten Lansana Conté. Der hatte zuletzt fast allen Forderungen der Gewerkschaften nachgegeben.

Zwar bleibt der 72-jährige, schwer kranke Conté als Präsident im Amt. Der Posten des Premiers jedoch, den Conté seit Jahren quasi nebenher mit übernommen hatte, soll einvernehmlich mit den Gewerkschaften neu besetzt werden. „Es muss ein Zivilist sein, kompetent und ehrlich, ein Patriot, der Guinea liebt und seinem Land dienen möchte“, sagte Ibrahima Fofana, der Chef der Gewerkschaft der guineischen Arbeiter (USTG).

In den kommenden Tagen soll ein Kandidat vereidigt werden. Zwölf Stunden hatten Regierung und Gewerkschaften am Samstag verhandelt, bis beide Seiten am Abend eine Einigung verkündeten. „Der Streik ist vorbei, ich fordere alle Arbeiterinnen und Arbeiter auf, wieder zur Arbeit zu gehen“, erklärte ein zufriedener Fofana.

Genauso wichtig wie der Wechsel an der Regierungsspitze dürfte für die Guineer die Verabredung sein, dass Benzin und Reis billiger werden sollen. Auch sollen alle, die während der jüngsten Proteste verhaftet wurden, freigelassen werden. Den Tod von 59 Demonstranten wird eine Kommission untersuchen. In spätestens einem halben Jahr sollen Neuwahlen stattfinden. Diesmal soll die Clique des Präsidenten nicht mehr die Chance haben, die Wahlen zu fälschen. Conté hatte sich 1984 an die Macht geputscht. Seitdem hatte er sich geweigert, seine Macht abzugeben. Kritiker glauben, dass der an schwerer Diabetes leidende Conté nicht mehr in der Lage ist zu regieren.

Conté hatte das Land zuletzt nicht mehr aus der Hauptstadt Conakry, sondern von seinem Heimatdorf aus regiert. In der Öffentlichkeit erschien er kaum. Nach der Einigung dürften die Milliardeninvestitionen in Guinea weitergehen. Seit die Bürgerkriege in den Nachbarländern Sierra Leone und Liberia vorbei sind, investieren internationale Konsortien wieder in Guinea, um die größtenteils unerschlossenen Vorkommen an Gold, Diamanten und Eisenerz auszubeuten. Guinea ist der weltweit größte Exporteur des Aluminiumerzes Bauxit: Nach Beginn des Streiks waren die Rohstoffpreise weltweit in die Höhe geschossen.

MARC ENGELHARDT