Basel legt Erdwärmeprojekt auf Eis

Kantonsregierung hofft, nach ausgelösten Erdbeben noch 2007 über Fortgang des Projekts entscheiden zu können

FREIBURG taz ■ Die Arbeiten am Geothermie-Kraftwerk in Basel werden für unbestimmte Zeit ausgesetzt. Damit reagierte die Kantonsregierung auf die Verunsicherung der Bevölkerung. Das Projekt hatte zwischen 8. Dezember und 16. Januar drei Erdstöße der Stärke 3,1 bis 3,4 ausgelöst.

Die Stöße waren deutlich stärker, als es die Projektverantwortlichen prophezeit hatten. „Ich entschuldige mich noch einmal in aller Form dafür, dass wir – nachträglich gesehen – die Bevölkerung nicht genügend auf die möglicherweise zu erwartenden Ereignisse vorbereitet haben“, sagt Barbara Schneider, die als Vorsteherin des Baudepartements wesentliche Verantwortung für das Projekt trägt.

Der Zusammenhang der Beben mit dem Basler Geothermie-Projekt Deep Heat Mining ist eindeutig: Die Epizentren der Beben lagen jeweils direkt neben dem Bohrloch. Das erste Mal bebte die Erde, nachdem Wasser unter Hochdruck in das zerklüftete Gestein gepresst worden war. Die entscheidende Voraussetzung für eine Weiterführung des Projekts sei eine umfassende Risikoanalyse, heißt es aus der Kantonsregierung. Es seien „zu viele Fragen offen, um einen fundierten definitiven Entscheid für oder gegen das Geothermie-Projekt fällen zu können“. Die Bevölkerung habe das Recht zu wissen, welche Risiken bei einer Weiterführung der Bauarbeiten in Kauf zu nehmen wären. Doch genau darüber gibt es im Moment wenig Informationen.

Ziel der Kantonsregierung sei, „der Bevölkerung noch 2007 sagen zu können, welcher Art und wie hoch die Risiken einer Weiterführung sind“. Das Baudepartement will jetzt prüfen, ob die Einberufung eines internationalen „Geothermie-Gipfels“, also eines Wissenschaftstreffens, zu einer Klärung beitragen kann.

Gleichwohl will man in Basler Regierungskreisen von einem Ende des Projekts nicht sprechen. „Ein Abbruch wäre angesichts der mit dieser Technologie verbundenen Chancen verfrüht“, sagte Schneider. Zumal man das Risiko der Geothermie auch in Bezug zu anderen Risiken setzen müsse. Explizit verwies sie auf Atomkraft und auf den Beinahe-GAU im schwedischen Kraftwerk Forsmark 2006.

Zumindest in diesem Punkt weiß sie die Mehrheit der Bürger hinter sich: Seit den Plänen zum Bau eines AKW vor den Toren Basels Mitte der Siebzigerjahre sind die Menschen mehrheitlich gegen Atomkraft. Der Kanton Basel-Stadt war auch Mitbegründer des Trinationalen Atomschutzverbandes“ (Tras), der von zahlreichen Gemeinden im Dreiländereck getragen wird und vor allem auf die Stilllegung des nahe gelegenen französischen Atomkraftwerks Fessenheim hinarbeitet. BERNWARD JANZING