berlinale etc.
: Schtarpower in der Stadt

„Non, je ne regrette rien“, wird Edith Piaf alias Marion Cotillard zur Eröffnung schmettern. Für Frankreich gibt es gar nichts zu bedauern bei der diesjährigen Berlinale. Mit „La vie en rose“, einem Spielfilm über das Leben der französischen Sängerin, werden die Filmfestspiele eröffnet; weitere drei Franzosen sind im Wettbewerb vertreten: Jacques Rivette mit seinem neuen Film „Ne touchez pas la hache“, „Les temoins“ von André Téchiné und als Abschluss „Angel“ von François Ozon. Dass die Jury, präsidiert vom amerikanischen Regisseur Paul Schrader, in diesem Jahr nur über zwei deutsche Produktionen – „Yella“ von Christian Petzold („Gespenster“) und „Die Fälscher“ von Stefan Ruzowitzky – im Wettbewerbsprogramm zu urteilen hat, ist für Dieter Kosslick Zeichen tendenzieller Normalisierung.

In gewohnt jovialer Manier plauderte der Festivalleiter bei der Pressekonferenz über Zahlen und Fakten. Gezeigt werden vom 8. bis 18. Februar insgesamt knapp 400 Filme, eingereicht wurden 5.000. Wichtiger als die Statistik wog natürlich das Name-dropping. Mehrmals ließ Kosslick den Journalistentrupp wissen, Kate Blanchett werde anwesend sein, „der Clint kommt, mein Freund George kann leider nicht, aber Sharon Stone wird dasein, ja klar“. Übrigens sähe Arthur Penn, der für sein Lebenswerk mit dem Goldenen Ehrenbären ausgezeichnet wird, auch mit seinen gut 80 Jahren noch sehr gut aus. „Also ich würd sagen, wir haben genug Schtarpower in der Stadt.“ Und falls der Glamourfaktor für Berlin nicht ausreicht, wird der vorhandene Klatsch im „Gossipstudio“ ausgeweidet, das laut Forumsleiter Christoph Terhechte zum Kommunikationsmittelpunkt der Festspiele werden soll.

Am Rande wurde auch über Inhalte gesprochen. Thematische Schwerpunkte in der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ seien jugendliche Identitätsfindung und Staatsparanoia. „Home affairs“ ist der Schwerpunkt im „Talent Campus“, hier werden gesellschaftliche Strukturen am Modell der Familie untersucht. Als Neuerung führt die Berlinale einen Kurzfilmwettbewerb ein. In der Reihe „Kulinarisches Kino“ werden tagsüber Filme übers Essen gezeigt, abends kochen Berliner Sterneköche nach dem Motto „Slow Food“. Als weiteres Special gibt es in der Volksbühne einen 15-stündigen Fassbinder-Marathon mit einer restaurierten Version von „Berlin Alexanderplatz“. Die 13-teilige Fernsehserie wurde in der Bearbeitung wesentlich aufgehellt, „damit man den Alexanderplatz jetzt auch sieht“, so Kosslick. Zum Schluss legte er sich das lilafarbene Berlinale-Foulard um die Schultern, und, froh wie der Papst zu Ostern, fütterte er die Fotografen mit der Berlinale-Schokolode. IRENE GRÜTER