Tödliche Eskalation

Berliner Polizist erschießt in Nauen einen 28-Jährigen. Der soll randaliert haben. Nauener klagen über zu viel Gewalt

Ein Polizist aus Berlin hat Mittwochabend einen 28-jährigen Mann in Nauen (Brandenburg) erschossen. Nach bisherigem Ermittlungsstand bemerkte der 24-jährige Beamte drei Männer, die vor dem Bahnhof randalierten. Sie sollen gegen 21 Uhr Glasscheiben der drei Bushaltestellen mit einem Nothammer aus dem Zug eingeschlagen haben. Nach einer Verfolgung der Täter habe der Polizist einen der Männer erschossen, sagte Oberstaatsanwalt Wilfried Lehmann in Potsdam. Die beiden anderen – 20 und 24 Jahre alt – seien nicht verletzt worden.

Der Beamte war außer Dienst, als er in Nauen ankam, handelte aber nach Polizeiangaben rechtens. Geschossen habe er aus Notwehr. Seinen Arbeitsplatz am Abschnitt Bismarckallee in Charlottenburg soll der Polizist gegen 20 Uhr verlassen haben, um eine Freundin in Nauen zu besuchen.

Die Identität des Opfers und der genaue Tathergang liegen weiter im Dunkeln. Das in Nauen kursierende Gerücht, der Erschossene sei dunkelhäutig gewesen, ist laut Staatsanwalt Wilfried Lehmann aber falsch.

Einige Jugendliche vor Ort verteidigen den Schützen – die Randalierer seien selbst schuld, wenn sie sich mit der Polizei anlegen. Viele Bewohner Nauens klagen über eine generelle Zunahme von Gewalt in der Stadt. Eine Ohrenzeugin der Schüsse berichtet, dass es in ihrer Umgebung jedes Wochenende Randale gebe. Dem stimmt auch eine Mitarbeiterin des Jugendzentrums zu – seit zwei Jahren sei die Gewalt merkbar gestiegen. Auch Bürgermeister Detlef Fleischmann (SPD) beklagt die steigende Kriminalitätsrate, die meisten Taten passierten aber im Bekanntenkreis. RS

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