berlinale star-album (1): Mario Adorf
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Nach diversen euphorischen Schüben hätte es sich ja beinahe etabliert: das Bild des Gutdeutschen. Offiziell schmückt es nun auch diese Berlinale, zu allem Glück trägt es noch die guten und vor allem gut aussehenden Züge eines George Clooney (Hauptrolle in „The Good German“). Hinter den Kulissen wird an jedem Festivaltag jedoch eine kleine Reminiszenz an das alte, vertraute Bild in den Kinos sitzen: der komplexbeladene, klebrig-kleingeistige Provinzdeutsche. Und dies trägt die nun mehr knautschigen Züge eines guten deutschen Schauspielers, ja sogar des „international bekanntesten deutschen Charakterdarstellers“ (Berlinale Journal): Mario Adorf.

„Mehr ist zu diesem Namen nicht zu sagen“, so wurde das diesjährige Jurymitglied Mario Adorf am Eröffnungstag des Festivals denn auch begrüßt. Genau. Mario Adorf, das steht für den naiven Massenmörder Bruno Luedke in „Nachts, wenn der Teufel kam“, für „Allein gegen die Mafia“, für den „großen Bellheim“, für den Münchner Szene-Italiener „Rossini – oder die Frage, wer mit wem schlief“, für den Hagen bei den „Nibelungen“-Festspielen, für „Die Blechtrommel“ und die „Wetten-dass …?“-Couch – und selbstverständlich und unsterblich für den Klebstofffabrikanten Haffenlohner, der doch nur rein will in die „Kir Royal“-Gesellschaft („Ich scheiß euch zu mit meinem Geld“).

Er sei kein Cineast, stellte dieser nun mehr 76-jährige Mario Adorf klar, als er nach seinen Erwartungen an diese Berlinale und seine Juryarbeit befragt wurde. „Ich will von Kinofilmen als Zuschauer ebenso wie als Juror beeindruckt, gefesselt, gefangen werden.“ Ob Filme technisch gelungen seien, spiele für ihn keine Rolle. Fehlte eigentlich nur noch das Statement zum neuen deutschen Filmerfolg, der immer abgeklopft wird: Und ja, darüber freue er sich. Und ja, die jungen KollegInnen dürften trotzdem den Kontakt zur Heimat nicht verlieren. Mario Adorf, der Ernste-Laune-Bär. Sein schmerzliches Lächeln zu Beginn der Pressekonferenz jedenfalls hatte keinen symbolischen Wert: Es galt einer Türkante, die ihm nach beherztem Winken in die Kameras ungut in die Quere kam. SUSANNE LANG