berlinale star-album (4): judi dench
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1998 setzte Judi Dench mit ihrem Auftritt in „Shakespeare in Love“ neue Zeitmaßstäbe: Acht Minuten war sie auf der Leinwand zu sehen, doch das war für die Oscar-Academy genug, um sie als beste Nebendarstellerin auszuzeichnen. 34 Minuten dauerte am Montag die Pressekonferenz, auf der Dench ihren neuen Film, „Tagebuch eines Skandals“, vorstellte – bekam man also 4,25 Oscar-reife Auftritte von Dench geboten? Oh ja!

Ob sie sich selbst Hals- und Beinbruch wünsche für die demnächst anstehenden Oscars, wollte ein US-Kollege wissen. Dench ist für ihre Rolle als alternde Lehrerin in ebendiesem Film nominiert. „Von wegen Beinbruch“, antwortete Dench daraufhin fast gut gelaunt: „ Ich kann diesmal nicht zu den Oscars kommen, weil ich am Knie operiert werde!“ Nach fünf Oscar-Nominierungen kann man sicherlich so gelassen sein. Doch dort von Knieoperationen zu reden, wo andere über die hervorragende Arbeit ihrer Stylisten sprechen oder darüber, wie gut ihnen diese drei Liter Wasser am Tag tun, das macht den Unterschied. Mit 72 Jahren ist Judi Dench eine wunderschöne Frau, die beweist, dass sich Witz und Altersweisheit, Sexappeal und Mütterlichkeit nicht ausschließen – und Bescheidenheit auch als Dame Commander of the British Empire ehrlich sein kann: „Jede Rolle kann man auf Hunderte von Weisen spielen. Mein Badezimmer hat wahrscheinlich ein paar der besten Vorstellungen aller Zeiten gesehen.“

In „Tagebuch eines Skandals“ spielt sie die kurz vor der Pension stehende Geschichtslehrerin Barbara Covett, die Beziehungen nur als Abhängigkeitsverhältnisse denken kann. Mit kalter Berechnung nähert sie sich der neuen Kunstlehrerin Sheba (Cate Blanchett), bis die in ihr eine echte Freundin wähnt. Doch als Barbara entdeckt, dass die schöne Kollegin eine Affäre mit einem Schüler hat, nutzt sie ihr Wissen skrupellos aus, um Sheba an sich zu binden. Ob sie selbst Erfahrungen mit besessenen Fans hätten, wurden Blanchett und Dench auf der Pressekonferenz gefragt. „Also, ich bin von Judi besessen!“, antwortete daraufhin Cate Blanchett – stellvertretend für schätzungsweise den Rest der Welt. HANNAH PILARCZYK