Fünf Minuten für den Klimawandel

betr.: Strom sparen

Am Dienstag las ich in der ghanaischen Hauptstadt Accra drei Mails aus Köln, Kiel und Hamburg: Am Donnerstag, 1. Februar, sollte ich von 19.55 bis 20.00 Uhr „Licht, Strom und Sonstiges“ ausschalten.

An dem „Akt, der nur fünf Minuten dauert“, hätten wir hier in Ghana gern teilgenommen. Aber leider haben wir im Moment keinen Strom. Seit September gibt es in Ghana „Load Shedding“, Energierationierung. Der Wasserpegel im Akosombo-Stausee, zu dem der Volta-Fluss noch zu Zeiten des ersten Präsidenten Kwame Nkrumah gestaut wurde, sei zu niedrig für den hohen Stromverbrauch. Zu wenig Regen sei am Oberlauf in Burkina Faso gefallen. Landflucht und zunehmende Urbanisierung auch in Ghana bedeuten höheren Stromverbrauch. Im Vergnügungsviertel Osu und anderswo werben seit ein paar Wochen immer mehr großformatige Leuchttafeln für Mobiltelefone, Dunkelbier oder Duschen. Und dann müssen ja auch Industriebetriebe wie die Aluminiumwerke mit subventioniertem Strom bedacht werden. Also Licht aus! Im September wurde angekündigt, dass die GhanaerInnen alle drei Tage abwechselnd morgens oder abends 12 Stunden lang keinen Strom haben sollten. Dann schließlich „nur“ alle fünf Tage in der Nacht von 18 bis 6 Uhr Stromsparen.

Doch das ist Theorie. Diesen Samstag gab es tagsüber keinen Strom; man merkte es, als der BBC-Worldservice plötzlich verstummte und ringsherum die Dieselmotoren der Notstromaggregate ansprangen. Sonntag sieben Minuten Ausfall, Dienstag auf Mittwoch von 3 bis 7 Uhr Leitung tot. Heute seit 7 Uhr morgens kein Strom. Betroffen sind alle, auch die vielen Haushalte ohne Steckdosen. Die Menschen sind ausgerüstet mit Petroleum- oder Gaslampen, kochen auf Holzkohlefeuern, und viele sitzen ab 18 Uhr, wenn es Nacht ist, unter den wenigen Straßenlaternen, unterhalten sich und gehen ihren Geschäften nach. Der Reiseführer empfiehlt hier als besondere Attraktion den pittoresken „Nachtmarkt“ – da kann die ghanaische Marktfrau nur müde lächeln. Wenn man sie dann noch auf die im März bevorstehende 50-Jahr-Feier der stolzen Republik Ghana anspricht, die als erster Staat Afrikas unabhängig wurde, wird ihre Miene ernster. Kein Strom? Wasser haben wir doch auch nicht. In einigen Stadtteilen der Hauptstadt Accra läuft seit Monaten kein Tropfen aus der Leitung. Aber wenn dann mal wieder was kommt, schalten wir gern fünf Minuten ab. Fünf Minuten für den Klimawandel? Na klar. MARIANNE LANGE, Accra, Ghana