american pie
: Das Ende der Oligarchen

Investorengruppen und Konzerne verdrängen immer öfter die verschrobenen Alleinherrscher alter Prägung in den US-Klubs

Ob Basketball, Football oder Baseball, in vielen Fällen waren und sind es, vorsichtig formuliert, spleenige Millionäre und Persönlichkeiten, die die Geschicke der Klubs im US-Sport bestimmten.

Bestes Beispiel ist George Steinbrenner, der seit über 30 Jahren Besitzer des Baseball-Spitzenteams New York Yankees ist und dort mehr Trainer auf dem Gewissen hat, als es sich Michael A. Roth je träumen lassen könnte. 20 Coaches tauschte er in seinen ersten 23 Jahren aus.Trotz mehrerer Meisterschaften wurde Steinbrenner durch seine Personalpolitik und zuweilen cholerische Ader zum Buhmann. Jedoch, auf seine alten Tage scheint der 76-Jährige doch noch die Gunst der Fans zu erobern – er scheint sich nämlich zurückzuziehen.

Oder Jerry Jones, seit 1989 Eigentümer und Manager des Football-Vorzeigeklubs Dallas Cowboys. Nach dem Super-Bowl-Gewinn 1993 tönte er nicht nur freudetrunken, „mit den Spielern, die ich geholt habe, könnte jeder Trainer gewinnen“, und deutete an, den damaligen Coach Jimmy Johnson durch Barry Switzer ersetzen zu wollen. Am Morgen danach dementierte Jones alle Äußerungen und erklärte: „Der Whiskey hat da gesprochen, nicht ich.“ Allerdings schien auch der Whiskey genau zu wissen, wovon er sprach, denn Jones feuerte Erfolgstrainer Johnson in der Tat und ersetzte ihn durch Switzer. Ansonsten gelten Super-Bowl-Siege als Jobgarantie – nur nicht bei Jones.

Der letzte Neuzugang im Klub der Exzentriker ist Mark Cuban, Besitzer der Dallas Mavericks in der Basketball-Liga NBA. Der Internet-Milliardär trägt Turnschuhe, beantwortet jede Fan-E-Mail eigenhändig, hat zu allem was zu sagen, liegt mit der NBA im Dauerclinch und baute um den deutschen Star Dirk Nowitzki ein Spitzenteam auf.

Ansonsten aber geht der Trend im US-Sport weg vom Alleineigentümer hin zu Joint Ventures. Zusammenschlüsse aus finanzstarken Investoren und fachkundigen Experten übernehmen nun die Franchises. So besteht die Führungsetage des 2004 gegründeten NBA-Teams Charlotte Bobcats einerseits aus Multimillionär Robert Johnson, der mit Fernsehprogrammen speziell für Afroamerikaner sein Vermögen machte, zudem aber auch aus Basketball-Legende Michael Jordan, der bei Personalentscheidungen Mitspracherecht besitzt. Zuvor hatte eine Gruppe um den Musiker Jay-Z schon die New Jersey Nets erworben. Die Walt Disney Company hielt jahrelang Anteile am Baseball-Team Los Angeles Angels und dem Eishockey Team der Anaheim Mighty Ducks.

Auch ansonsten finden Konzerne Gefallen am Sport: Die Klubbesitzer bleiben im Hintergrund, es werden oft Exspieler mit dem nötigen Insiderwissen zu Rate gezogen. Diese Beispiele machen immer mehr Schule. Einerseits, weil sie eine Möglichkeit zum kontrollierten Aufbau darstellen. Aber auch, um Machtkonzentration zu verhindern. Damit die Zeiten von „sprechendem Whiskey“ vorbei sind …

David-Emanuel Digili