Politischer Streit um Airbus-Jobs

Frankreichs Regierungschef spricht vom Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen. Bundesregierung nennt das „Spekulationen“. Spitzentreffen zwischen Merkel und Chirac geplant. Deutsche und französische Gewerkschaften wollen gemeinsam agieren

AUS PARIS DOROTHEA HAHN

10.000 Arbeitsplätze bei Airbus werden verschwinden. Das ist jeder fünfte Job im Konzern. So viel hat der französische Regierungschef Dominique de Villepin gestern in einem Radiointerview bestätigt. Zugleich versuchte er den bilateralen deutsch-französischen Konflikt zu entschärfen, bei dem es um die Frage geht, auf welcher Seite des Rheins mehr Arbeitsplätze und Produktionsstätten abgebaut werden. Er habe Angela Merkel telefonisch versichert, eine Lösung zu suchen, „die für beide Seiten akzeptabel ist“. Der deutsche Regierungssprecher, Thomas Steg, nannte Villepins Äußerungen „Spekulationen“, an denen sich die Bundesregierung nicht beteilige. Details sollen am Freitag bei einem Spitzentreffen von Merkel und Jacques Chirac in Berlin besprochen werden.

Die ursprünglich für gestern angekündigte Veröffentlichung des Sanierungsprogramms „Power8“ hingegen ist bis auf weiteres verschoben worden. Ohne neuen Termin. Die offizielle Begründung lautet, „Power8“ sei noch nicht fertig. Mitarbeiter vermuten, dass hinter der neuerlichen Verzögerung vor allem politische Motive stecken. Das Programm listet die radikalen Einschnitte auf, mit denen der Airbus-Konzern in den nächsten drei Jahren insgesamt 5 Milliarden Euro einsparen will.

Dabei verlaufen die Rivalitäten zum einen zwischen den beteiligten Ländern. Airbus produziert seine Flugzeuge in einem extrem arbeitsteiligen Prozess zu jeweils 35 Prozent in Deutschland und Frankreich, 20 Prozent in Großbritannien und 10 Prozent in Spanien. In Deutschland sind 20.800 Menschen bei Airbus beschäftigt. „Power8“ sieht eine Konzentration der Produktion insbesondere des neuen Flugzeugs A 350 an weniger Orten vor. Zum anderen birgt das Sparprogramm auch innenpolitisch Zündstoff. Zwei Monate vor den Präsidentschaftswahlen kommt das der rechten Regierung in Paris nicht besonders gelegen.

Die französischen Gewerkschaften, die lange abgewartet haben, zeigen nun nur noch wenig Verständnis für die Taktik der Airbus-Konzernleitung. „Unsere Unruhe wächst“, sagt Xavier Petrachi von der CGT Airbus: „Zu den bisherigen Problemen kommen jetzt auch die nationalen Rivalitäten hinzu.“ Die deutschen und französischen Gewerkschaften des Konzerns, die bislang getrennt agiert haben, wollen sich am Dienstag in Brüssel treffen, um über ein gemeinsames Vorgehen zu beraten.