Kitzbüheler Ängste

Superreiche Russen

Nach Kitzbühel (Tirol) fahren zahlreiche Prominente und Wohlhabende aus Deutschland und immer mehr superreiche Russen. Im vergangenen Jahr war die Zahl der russischen und ukrainischen Touristen in der Alpenrepublik um rund 20 Prozent gestiegen. In den Skiorten Sölden und Mayrhofen stellten sie bereits die drittstärkste Nationalitätengruppe. Nach unterschiedlichen Berichten gibt es in Österreichs Tourismusbranche Befürchtungen, die zahlungskräftigen Urlauber aus dem Osten könnten finanzstarke Stammgäste aus anderen Ländern vergraulen.Denkt Kitzbühel deshalb über eine Quote für Touristen aus Russland nach? Im Jahr 2006 zählte der Ort knapp 41.000 russische Touristen mit 273.000 Übernachtungen. Der Kitzbüheler Tourismusverband wies entsprechende Berichte zurück. „Eine harmonische Mischung aus Gästen zu finden, das ist die hohe Kunst des Gastgebens, aber eine derartige Quote gibt es nicht“, sagt Fabienne Edenhauser von der Tirol-Werbung. Auch die österreichische Botschaft in Moskau bemühte sich, dem Eindruck entgegenzutreten, Russen seien nicht willkommen. „Wir sind froh, dass immer mehr russische Touristen ins Land kommen“, bekräftigte Botschaftssprecher Hannes Schreiber. Fabienne Edenhauser beteuert, dass „Tirol die Internationalität des Tourismus forciert“. Die Sprecherin des Verbandes der russischen Tourismusindustrie, Irina Tjurina, sagte dagegen: „In den österreichischen Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels gibt es Quoten für alle Länder.“ Für die russischen Gäste sei die Quote erst jetzt eingeführt worden, das sei aber keine Diskriminierung. Dazu Minister Bartenstein: „Es darf gerade im Tourismus nicht der geringste Anschein von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit erregt werden.“

Neben den Superreichen kommen zunehmend auch Russen der gehobenen Mittelklasse nach Österreich. Vor allem Städte wie Wien und Salzburg profitieren von diesem Trend. Wie die Kitzbüheler Hoteliers die diskutierte „Russen-Quote“ umsetzen wollten, war zunächst nicht bekannt. Experten wiesen darauf hin, dass die meisten Buchungen heute über das Internet gemacht werden. Eine Begrenzung wäre so relativ einfach möglich. DPA