: Last Minute Loser
Der Tabellenführer trifft nicht und patzt: Schalke 04 vergibt zahlreiche Chancen und verliert sein Heimspiel mit 0:1 gegen Bayer Leverkusen
AUS GELSENKIRCHEN MARCUS BARK
Lange Zeit sah es gestern so aus, als solle am 23. Spieltag der Fußball-Bundesliga nicht viel passieren. Dann ereilte den FC Schalke 04 ein Doppelschock. Zunächst erzielte Stefan Kießling in der 85. Minute den 1:0-Siegtreffer für Leverkusen und besiegelte damit die erste Heimniederlage des Tabellenführers in dieser Saison. Wenige Sekunden nach dem Schlusspfiff sah Lincoln wegen einer Tätlichkeit an Bernd Schneider die Rote Karte. Der Schalke-Vorsprung schrumpfte damit auf 4 Punkte. Die Zuschauer schlichen ein wenig geknickt nach Hause. Aber das war natürlich kein Vergleich zum Hinspiel.
Nach dem 1:3 in Leverkusen hassten einige Schalker Fans ihre Mannschaft, wie sie es schlimmer nicht könnten. „Ihr seid scheiße – wie der BVB!“, brüllten die Enttäuschten. Wenige Tage zuvor waren die Königsblauen beim AS Nancy aus dem Uefa-Cup ausgeschieden. Eine Halbserie später kamen viele Anhänger mit Meisterschalen aus Pappe in die Arena.
Schalkes Trainer Mirko Slomka beließ es bei seinem bewährten System mit drei Stürmern, obwohl nur noch zwei gelernte Stürmer mit Bundesligaerfahrung zur Verfügung standen. Auf der rechten Seite sprang Hamit Altintop als Angreifer ein. In der ersten Halbzeit hatte der Tabellenführer Probleme, sein schnelles und druckvolles Spiel durchzusetzen. Es fehlten die Ideen und die Flügelläufe eines Rafinha oder Dario Rodriguez, die sich nicht recht nach vorne trauten. Vermutlich hatten ihnen die Leverkusener schon früh Respekt eingeflößt. Bayer präsentierte sich äußerst ballsicher und kombinierte sich wundervoll an den Strafraum der Schalker. Das war es dann aber auch. Das gefällige Spiel der Leverkusener, die kurzfristig auf Andrej Voronin (Grippe) verzichten mussten, führte in der ersten Halbzeit nur zu einer Gelegenheit. Simon Rolfes verzog aus 14 Metern (44. Minute). Kurz zuvor war auch der FC Schalke zu einer Chance gekommen. Ein Schuss von Kevin Kuranyi strich über die Latte (41.).
Ein Offensivspektakel sieht anders aus. Die Erwartungen waren allerdings auch hoch, denn in der vergangenen Saison gewann Schalke das Heimspiel gegen Bayer mit 7:4. Das wäre ein Albtraum für René Adler gewesen, der den gesperrten Hans-Jörg Butt in seinem ersten Bundesligaspiel vertrat. Der Leverkusener Torhüter rückte nach der Pause häufiger in den Blickpunkt. Ein zögerliches Herauslaufen nutzte Halil Altintop zu einem Lupfer, den Karim Haggui kurz vor der Linie klärte (48.). Entschlossen stürzte sich Adler wenig später Kuranyi entgegen und verhinderte dadurch einen Rückstand.
Die Schalker erhöhten nun das Risiko. Bayers Abwehr stand jedoch gut und zwang den Tabellenführer, es mit Schüssen aus der Distanz zu versuchen. Gleich dreimal in kurzer Zeit erwies sich dabei Adler als Rückhalt seiner Mannschaft. Er rettete gegen Rodriguez, Lincoln und Tim Hoogland, der für den verletzten Mladen Krstajic eingewechselt worden war. Die beste Tat von Adler feierten die Bayer-Fans in der 82. Minute, als der Torhüter einen Schuss von Zlatan Bajramovic mit einem tollen Reflex abgewehrt hatte. Kurz danach startete Bayer den ersten sehenswerten Angriff in der zweiten Halbzeit. Kießling schloss sein schönes Solo erfolgreich ab und traf Schalke damit ins Mark.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen