DAS DING, DAS KOMMT
: Spektakel an der Grenze

Ein FLOSS wird auf der Elbe zwischen Dömitz und Boizenburg zur Bühne für Theater über Grenzen

Ein Grund für den Erfolg war die Verankerung in der einstigen Grenzregion

Vor sieben Jahren war der Bundespräsident tatsächlich einmal in Lübtheen zu Gast, gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten, dem Landrat und der Bürgermeisterin. Schließlich wurde der dort ansässige Verein Kulturkate gerade zum „Botschafter der Toleranz“ ernannt.

Zwei Jahre später steht das Dorf wieder Kopf: „Die Kanzlerin kommt!“ Fördermittel winken und die Dorftheatergruppe will mit vereinten Kräften ein überzeugendes Kulturprogramm auf die Beine stellen. Natürlich endet alles in Chaos und Katastrophe. Zum Glück für die 5.000-Seelen-Gemeinde war das Spektakel um die Kanzlerin eben das, wofür die Kulturkate in der Region rund um das mecklenburgische Elbetal bekannt ist: Sommerliches Musik-Theater unter freiem Himmel, überraschend erfolgreich und schließlich sogar für den „Preis des Bundesbeauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien für Kulturelle Bildung“ nominiert.

1998 wurde das freie Theater von Volkert Matzen und Charlotta Bjelfvenstam mit zwei Tschechow-Einaktern in der ausgebauten Diele eines alten Bauernhauses eröffnet. Seit 15 Jahren bespielen professionelle Schauspieler und Regisseure gemeinsam mit Laien aus der Gegend auch das weitläufige Gelände ringsum mit Freilichtstücken. Eigenproduktionen sind ebenso darunter wie mehr oder weniger freie Adaptionen klassischer Stoffe: In „Romeo und Julia aufm Acker“ etwa geht es um eine gefährdete Liebe inmitten streitender Bauern, Mähdrescher und Rapsfelder.

Ein wesentlicher Grund für den Erfolg der Kulturkate war von Beginn an die Verankerung in der einstigen deutsch-deutschen Grenzregion. Die „Grenzerfahrungen“ ihrer BewohnerInnen sind denn auch letztes Jahr Gegenstand eines Geschichtsprojekts entlang der Elbe geworden: Gemeinsam mit Schulen und anderen Akteuren aus der Region hat die Kulturkate gefragt, was von der Grenze heute noch zu erkennen ist und wie es früher hier aussah.

Entstanden ist daraus und auf der Grundlage eines unbekannten Textes des österreichisch-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horváth schließlich das Theaterstück „Die vergessene Brücke. Ein Grenzmärchen“ mit Geschichten rund um einen vergessenen Grenzübergang. Zu sehen ist es bis Ende August zwischen Dömitz und Boizenburg, auf einem eigens dafür gebauten Theaterfloß.  MATT

■ Sa, 26. 7. bis Sa, 30. 8., Vorstellungen in Darchau, Boizenburg, Lauenburg, Hitzacker, Lenzen und Dömitz, Infos: www.kulturkate.de