Clinton-Deal für billigere Aids-Medikamente

Indische Pharmaunternehmen senken die Preise für neue Arzneimittel gegen Aids in Entwicklungsländern

BERLIN taz ■ Millionen Aids-Patienten in Entwicklungsländern sollen künftig Zugang zu billigen Medikamenten bekommen. Die beiden indischen Pharmaunternehmen Cipla und Matrix haben zugesagt, die Preise für Aids-Medikamente der so genannten zweiten Linie deutlich zu senken. Außerdem wollen sie eine herkömmliche Anti-Aids-Pille für weniger als einen Dollar pro Tag produzieren.

Das ist das Ergebnis von Verhandlungen des früheren US-Präsidenten Bill Clinton, dessen Stiftung sich für die Arzneimittelversorgung in armen Ländern einsetzt. „Hohe Preisaufschläge für Medikamente in Entwicklungsländern sind für keine Firma eine Frage des Überlebens – für Patienten sind sie es schon“, sagte Clinton am Dienstag in New York bei der Vorstellung des Übereinkommens.

Der Deal sieht vor, dass Cipla und Matrix die neuen Arzneimittel in armen Ländern um 25 bis 50 Prozent billiger anbieten. Beide Unternehmen produzieren so genannte Generika. Das sind baugleiche Nachahmerprodukte von patentgeschützten Medikamenten.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO leben 40 Millionen Menschen weltweit mit dem HI-Virus. Zwei Millionen Menschen werden in Entwicklungsländern mit antiretroviralen Aids-Medikamenten der ersten Linie behandelt. Die Medikamente der zweiten Linie sind für solche Patienten überlebenswichtig, die nach langer Behandlung Resistenzen entwickelt haben. Betroffen sind bis 2010 nach Angaben der Clinton-Stiftung ungefähr eine halbe Million Patienten. Die neuen Medikamente sind bislang rund zehnmal teurer als die herkömmliche Behandlung.

Finanziert wird der Clinton-Deal unter anderem von Unitaid. Die Organisation, die von Frankreich und 19 anderen Ländern getragen wird, sammelt Abgaben auf Flugtickets und finanziert damit den Zugang zu teuren Medikamenten.

Der Globale Fonds gegen Aids, Malaria und Tuberkulose, der fast die Hälfte der herkömmlichen Aids-Behandlung finanziert, begrüßte das Abkommen der Clinton-Stiftung. „Wir haben den Kampf für billige Medikamente der ersten Linie gewonnen, die zweite Linie ist jetzt das große Problem“, sagte der Sprecher des Fonds, Jon Liden, der taz. Der Deal mit Cipla und Matrix sei ein „erster und wichtiger Schritt“. Ziel sei es, alle HIV-Patienten, die derzeit mit Mitteln der ersten Linie behandelt werden, auch in Zukunft weiterbehandeln zu können.

NIKOLAI FICHTNER