Der Städtekampf

In einem offenen Brief protestiert der DJV Hamburg gegen die Verlagerung von „Bild“, „Bild am Sonntag“ und Bild-Online nach Berlin. Morgen entscheidet der Vorstand über die Umzugspläne

VON DAVID DENK

Der offene Brief des DJV Hamburg ist an Friede Springer in Berlin adressiert – „in der Hoffnung, dass sie als Hauptaktionärin verantwortungsvoll über das Erbe Axel Springers wacht“, wie es die Mitverfasserin Monika Kabay weihevoll formuliert. Manchmal ist Pathos die letzte Rettung.

Die angekündigte Verlagerung von Bild, Bild am Sonntag und Bild-Online nach Berlin, über die der Springer-Vorstand morgen entscheiden wird, wäre nicht im Sinne des Verlagsgründers, ist sich Kabay sicher, die nicht nur Vorstandsmitglied des DJV Hamburg ist, sondern auch Betriebsrätin der Axel Springer AG: „Axel Springer hätte nicht gewollt, dass der Standort Hamburg kaputtgespart und gegen Berlin ausgespielt wird.“

In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hatte Bild-Chefredakteur Kai Diekmann die Umzugspläne am 2. Mai bekanntgegeben und begründet: „Wir müssen uns der neuen Rolle Berlins stellen.“ Wohlgemerkt handelte es sich um den 2. Mai 2007. Der Umzug der Bundesregierung liegt mittlerweile acht Jahre zurück; acht Jahre, in denen Bild nie nach Berlin wollte. Noch 2001 hatte der heutige Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner als Zeitungsvorstand einen Umzug ausgeschlossen. Bild schrieb: „Einen Umzug von Bild und Bild am Sonntag wird es nicht geben.“

Döpfners Sinneswandel ist nur dadurch zu erklären, dass der Springer-Vorstand sich nach der „blauen Gruppe“ (Welt, Welt am Sonntag, Berliner Morgenpost, Hamburger Abendblatt) nun die „rote Gruppe“ (Bild, BamS) als nächstes Reformprojekt vorgenommen hat und sie dafür gern in seiner Nähe hätte. Anders als das schwächelnde Boulevardblatt B.Z., das aus dem mittlerweile verdächtig leeren Springer-Hochhaus in Kreuzberg an den Charlottenburger Ku’damm umgesiedelt und damit wohl auch aus der „roten Gruppe“ ausgelagert wurde.

700 Mitarbeiter sind von dem Bild-Umzug betroffen, „von denen ganz, ganz viele aus familiären Gründen leider nicht mitkommen könnten“, befürchtet Monika Kabay. Zudem würden am Hamburger Standort in angrenzenden Abteilungen weitere Mitarbeiter überflüssig.

Der DJV Hamburg hat für den morgigen Tag der Entscheidung um fünf vor zwölf zu einer „kämpferischen Mittagspause“ auf dem Axel-Springer-Platz in Hamburg aufgerufen. Ob das an der Axel-Springer-Straße in Berlin Eindruck macht?